Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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von Trianon am Wiederaufbau Ungarns teilzunehmen. 
Horthy wurde gebeten, alle Vorkehrungen für die Re 
stauration noch im Laufe des Jahres zu treffen. Später 
wurden aber die letzten Worte geändert in: so bald wie 
möglich. 
In seiner Antwort wies Horthy auf die sich einer Restau 
ration angeblich entgegenstellenden Schwierigkeiten hin. 
Als ob es nicht schon genug Feinde gegeben hätte, ja als ob 
noch solche in der Familie aufstehen müßten, arbeitete 
Erzherzog Joseph, der nach dem Zusammenbruch der 
Sowjetherrschaft eine Zeitlang Gouverneur gewesen war, 
fieberhaft für sich selbst. Er hatte einen guten Teil 
seines Lebens in Ungarn verbracht und gab sich daher 
der Hoffnung hin, als nationaler Wahlkönig in Betracht 
zu kommen. Zur Förderung dieses Zieles sandte er sei 
nen Sohn, Erzherzog Joseph Franz, als politischen Freier 
um die Hand der Prinzessin Jolanda, Tochter des Königs 
Viktor Emmanuel III., nach Rom. 
Das war gegen den ausdrücklichen Wunsch des Herr 
schers, aber eine inspirierte Presse begrüßte ihn nicht nur 
warm, sondern ging sogar so weit, zu sagen, daß sein 
Vater ungarischer Thronprätendent sei — obgleich 
dies doch nie zugegeben wurde! Es regnete Festlichkeiten 
für den Jüngling, und er wurde mit allen seinem Range 
gebührenden Ehren empfangen. Daß das Haus Habsburg 
gestürzt war, ließ sich daraus nicht erkennen. Es scheint 
aber, daß die Prinzessin keinen Gefallen an dem Freier 
fand. Er hörte nicht auf, zu erklären, daß seinem Besuche 
keine politische Bedeutung zukomme, und — die Hoch 
zeit fand nicht statt.
	        
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