22
unter dem grünen Dach der Bäume, aus Meer und Teich
und Fluß. Er erkannte jeden Vogel an seinem Gesang;
jedes Tier war sein persönlicher Freund. Alle Geschöpfe
liebte er, auch die Blumen, Fische und Schmetterlinge.
Die Dominikanermönche in Ödenburg weihten ihn in die
Geheimnisse der Imkerei ein.
Voloska an der Adria vermittelte ihm die Geheimnisse
des Vogelzuges. Wenn irgendwo Vögel nach langer Reise
ermüdet zu Boden fielen, winkte er Nisi herbei, damit
ihnen rohe Burschen nicht ein Leid antäten. Blumen inter
essierten ihn mehr als die Briefmarken- und Muschelsamm
lungen gleichaltriger Knaben. Alles Schöne und Strah
lende zog ihn an: die Facetten eines Kristalls, das Rot
des Rubins, Sonnenaufgang und -Untergang, die Farben
wunder der Berge und der See.
Die See war seine zweite Mutter. An ihr bewährte sich
seine Furchtlosigkeit. In Abbazia und Lovrana studierte
er die Meeresfauna; dort schwamm, ruderte und fischte
er; beim Klettern über felsige Klippen riskierte er seine
geraden Glieder. Einmal geriet sein Boot auf der Fahrt
nach Lussin im Quarnero in einen argen Sturm; er allein
bewahrte die Ruhe und harrte auf der Kommandobrücke
aus, während die Wellen über Bord schlugen. Er schien
sich im Aufruhr der Elemente geradezu wohlzufühlen.
Ein anderes Abenteuer kostete ihn, als er acht Jahre
zählte, in Persenbeug beinahe das Leben. Im Park war
ein von Trauerweiden umsäumter Teich. Ihn hatte er zur
maritimen Basis seiner homerischen Kämpfe mit dem Er
zieher erkoren. Ein jeder von ihnen hatte ein kleines Floß
und bemühte sich, das Schiff des anderen zu rammen, in
dem er das eigene Fahrzeug mit mächtigen Stockstößen
vorwärtstrieb. Der Ausgang schien zweifelhaft. Weit
beugte sich der kleine Admiral vor. Man kann sich das
Entsetzen des Feindes vorstellen, als er seinen Zögling
kopfüber ins Wasser stürzen und in der Tiefe verschwin-