Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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unter dem grünen Dach der Bäume, aus Meer und Teich 
und Fluß. Er erkannte jeden Vogel an seinem Gesang; 
jedes Tier war sein persönlicher Freund. Alle Geschöpfe 
liebte er, auch die Blumen, Fische und Schmetterlinge. 
Die Dominikanermönche in Ödenburg weihten ihn in die 
Geheimnisse der Imkerei ein. 
Voloska an der Adria vermittelte ihm die Geheimnisse 
des Vogelzuges. Wenn irgendwo Vögel nach langer Reise 
ermüdet zu Boden fielen, winkte er Nisi herbei, damit 
ihnen rohe Burschen nicht ein Leid antäten. Blumen inter 
essierten ihn mehr als die Briefmarken- und Muschelsamm 
lungen gleichaltriger Knaben. Alles Schöne und Strah 
lende zog ihn an: die Facetten eines Kristalls, das Rot 
des Rubins, Sonnenaufgang und -Untergang, die Farben 
wunder der Berge und der See. 
Die See war seine zweite Mutter. An ihr bewährte sich 
seine Furchtlosigkeit. In Abbazia und Lovrana studierte 
er die Meeresfauna; dort schwamm, ruderte und fischte 
er; beim Klettern über felsige Klippen riskierte er seine 
geraden Glieder. Einmal geriet sein Boot auf der Fahrt 
nach Lussin im Quarnero in einen argen Sturm; er allein 
bewahrte die Ruhe und harrte auf der Kommandobrücke 
aus, während die Wellen über Bord schlugen. Er schien 
sich im Aufruhr der Elemente geradezu wohlzufühlen. 
Ein anderes Abenteuer kostete ihn, als er acht Jahre 
zählte, in Persenbeug beinahe das Leben. Im Park war 
ein von Trauerweiden umsäumter Teich. Ihn hatte er zur 
maritimen Basis seiner homerischen Kämpfe mit dem Er 
zieher erkoren. Ein jeder von ihnen hatte ein kleines Floß 
und bemühte sich, das Schiff des anderen zu rammen, in 
dem er das eigene Fahrzeug mit mächtigen Stockstößen 
vorwärtstrieb. Der Ausgang schien zweifelhaft. Weit 
beugte sich der kleine Admiral vor. Man kann sich das 
Entsetzen des Feindes vorstellen, als er seinen Zögling 
kopfüber ins Wasser stürzen und in der Tiefe verschwin-
	        
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