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Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen!
Das Glück meiner Völker war von Anbeginn das Ziel
meiner heißesten Wünsche.
Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges
heilen'*
Es war nun der n. November, der Waffenstillstandstag
der Westmächte. Hauptsächlich um seine Anhänger vor
einem Blutbad zu bewahren, entschloß sich der Monarch,
Schönbrunn zu verlassen, als es zum „Staatseigentum der
Republik“ erklärt wurde. Seine Wahl fiel auf Eckartsau,
ein Jagdschloß inmitten eines wildreichen Naturpar
kes, der die Lebensmittelversorgung erleichtern konnte.
Eckartsau bildete als kaiserliches Eigentum einen Teil des
Familienfonds. Da es nahe bei Wien lag, konnte der Kai
ser leicht Besuche empfangen und überhaupt mit den Er
eignissen in Berührung bleiben. Das sollte sich aber als
ein höchst fragwürdiger Vorzug erweisen.
Um halb sieben Uhr versammelten sich die in Wien Zu
rückbleibenden im Zeremoniensaale von Schönbrunn. Das
Kaiserpaar führte seine Kinder noch in die Schloßkapelle.
Dann drückten Kaiser und Kaiserin jedem die Hand und
dankten für die treuen Dienste. Langsam stiegen sie die
Treppe hinab. Ein Volkswehrbataillon marschierte unten
' auf, um von dem Schloß Besitz zu ergreifen. Rauchend
und schwatzend schlossen sich die Leute in entwickelter
Linie aneinander. Die Gewehre stießen sie gegen den Bo
den. Die Militärakademiker, die den Kaiser in diesen letz
ten Tagen bewacht hatten, traten vor das scheidende Kai
serpaar und schworen ihm ewige Treue.
Als die Wagen den Blicken entschwunden waren, wandte
sich ein Kämmerer an Werkmann mit der Frage: „Was
ist’s nun mit dem Gardeeid und dem Kämmerereid? Das
sind Hindernisse für die eigene Zukunft. Ich halte mich
nicht mehr daran gebunden.“
Die Antwort lautete: „Euch waren die Ehren Vorbehalten