Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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gesagt, eine Begnadigung käme in diesem Falle der Ab 
schaffung der Todesstrafe gleich. Zu guter Letzt fand der 
Kaiser eine Entschuldigung für sich selbst. „Wenn es sich 
um einen Mörder gehandelt hätte“, sagte er, „so hätte ich 
keinen Vorwand für eine Begnadigung gehabt. Es handelt 
sich aber um eine Frau, so will ich nochmals Gnade vor 
Recht ergehen lassen.“ 
Die Lawine 
Die Lawine ging nun rasch nieder. Die Tschechen zögerten 
noch, den Sprung ins Ungewisse zu tun, den eine Tschecho 
slowakische Republik bedeutete, fanden aber dann, daß 
die Gelegenheit zur Erringung der Unabhängigkeit zu 
verführerisch war. Wären die Verfassungsreformpläne 
des Kaisers nicht gescheitert, so wären sie glücklich ge 
wesen, im Reich verbleiben zu können. Ihm war die Stim 
mung noch immer günstig. Klofac, einer ihrer Abgeord 
neten, wurde noch im Oktober 1918 im kaiserlichen Hof 
zug empfangen, obgleich der Kaiser wußte, daß die Revo 
lution vor der Tür stand. Der Abgeordnete hatte gerade 
seinen Sohn auf dem Schlachtfelde verloren, und der Kai 
ser drückte ihm sein Beileid aus. Dann fuhr der Kaiser 
fort: „Es ist schon genug Blut in diesem Kriege vergossen 
worden. Bieten Sie Ihren ganzen Einfluß auf, damit es im 
Zusammenhang mit den bevorstehenden Ereignissen nicht 
zu noch mehr Blutvergießen kommt.“ 
Ungarn schickte sich an, seine Armee heimzurufen und sich 
von Österreich zu trennen. Der Kaiser kam mit der Kai 
serin ins Land, um mit Vertretern aller Parteien die Lage 
zu besprechen. Die Panik war schon so allgemein, daß