Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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sehen Posten geschieden, heillose Verwirrung wäre die 
Folge gewesen. Dazu mußte auch an Maßnahmen zum 
Schutze der Ruthenen in Galizien vor polnischer Tyrannei 
gedacht werden. 
Vielleicht die größte Torheit der Junker war ihre Politik 
gegenüber dem von einem Brand angefressenen Rußland. 
Sie hatten sich noch besonders weise gedünkt, als sie eine 
Bande verbrecherischer Desperados in versiegelten Wag 
gons nach Rußland gesandt, um diesem Feindstaate den 
Todesstoß zu versetzen; ein Funken Verstand hätte ihnen 
sagen müssen, daß diese Versündigung an den Grundlagen 
von Recht und Ordnung die Strafe in sich trägt. Auch der 
Friedensvertrag von Brest-Litowsk war ein verbrecheri 
scher Unsinn, den kein Opportunismus zu entschuldigen 
vermag. Ein Vertrag zwischen zivilisierten Nationen und 
dem Abschaum der Menschheit war ganz unnötig. Er be 
deutete lediglich die Erhebung des Bolschewismus auf den 
Thron mit all seinen Gefahren für das Leben, die Frei 
heiten, die Zahlungsfähigkeit, die Moral und die Religion 
der Menschheit. Ohne seine Anerkennung durch die Jun 
ker wäre der Bolschewismus vorübergegangen wie ein 
böser Traum. Eine einzigartige Gelegenheit, eine Krank 
heit beim Auftreten der ersten Fiebersymptome zum Still 
stand zu bringen, war vorübergegangen. Dafür wurde 
Lenin und Trotzki erlaubt, sich leidenden Millionen als 
Vermittler der Segnungen des Friedens vorzustellen. Auch 
die Ukraine wurde schlecht behandelt. Zuerst hetzte man 
sie zum Widerstand gegen die Bolschewiken auf, dann 
ließ man sie dem Bolschewismus verfallen. Sie versprach, 
Österreich mit einer Million Tonnen Getreide zu belie 
fern, und lieferte dann nicht mehr als zwanzigtausend 
Tonnen. Kiew und Odessa hungerten bald selbst.
	        
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