Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Er erhob sich und sagte, die Zustimmung Seiner Majestät 
wäre ohnehin unwesentlich, da bereits Befehle gegeben wor 
den wären, denen zufolge die Unterseeboote am nächsten 
Tage ausgelaufen sein würden. Selbst wenn er jetzt eine 
drahtlose Depesche absenden wollte, wäre es bereits zu spät, 
man könnte sie nicht mehr zurückrufen; es würden übri 
gens noch mehr U-Boote mit aller nur möglichen Beschleu 
nigung hinausgesandt werden. Unter diesen Umständen 
blieb dem Kaiser nichts anderes als ein entschiedener, aber 
wirkungsloser Protest übrig. Es scheint, daß auch Czernin 
und Tisza in gewissem Sinne protestiert haben, sich aber 
durch die Andeutung einschüchtern ließen, daß jeder 
Widerstand gegen Deutschlands Wünsche mit der Auf 
lösung des Bündnisses und mit der Kriegserklärung be 
antwortet werden würde: Deutschland hielte sich allein 
für stark genug, um ohne jede Hilfe der ganzen Welt die 
Stirne bieten zu können. 
Der Admiral und sein Stab waren dann später zum Früh 
stück in Baden gebeten. Der Admiral erhielt den Platz 
neben der Kaiserin. Er genierte sich nicht, die Kaiserin 
anzugehen: „Ich weiß schon, Sie sind die Gegnerin des 
Unterseebootkrieges. Sie sind überhaupt gegen den Krieg/ 4 
Das ruhige: „Ich bin gegen den Krieg wie jede Frau, die 
die Menschen lieber in Freude als im Leide sieht“, ent- 
wafTnete den Admiral nicht. „Ach was, leiden“, polterte 
er, „ich arbeite am leichtesten, wenn ich einen leeren Ma 
gen habe; da heißt es dann, den Riemen fester schnüren 
und durchhalten.“ Ein: „Ich liebe es nicht, vom Durch 
halten sprechen zu hören, wenn man an einer vollbesetz 
ten Tafel sitzt“, machte der unerquicklichen Szene ein 
Ende. 
Glücklicherweise hörte der Kaiser nicht, was sich zwischen 
der Kaiserin und dem Admiral abgespielt hatte, er be 
merkte aber, daß die Kaiserin den Mann nicht mehr be 
achtete, und später erfuhr er die Ursache.
	        
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