Volltext: Das Chorherrenstift St. Florian [56/57]

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fünfundsechzigjährig, fühlte er sich den Regierungsgeschäften nicht 
mehr gewachsen und er legte seine Würde nieder und gab dadurch 
nochmals einen Beweis seiner Größe (1646). 
Sein Nachfolger war aus einem anderen Holz geschnitzt. Propst 
Matthias Götter brachte durch seine Unerfahrenheit in der Verwaltung 
das Stift in schwere Schulden. Juden und Alchemie sollten ihn daraus 
befreien. Letzteres Bestreben brachte in die Stiftsbibliothek wohl etliche 
Bücher über Alchemie, in die Kassen aber kein Geld; ersteres hingegen 
machte die Schulden nur noch drückender und schwerer. Zum Glück 
fand sein Nachfolger in der Abtei den Stein der Weisen in seinem 
Kopfe: Propst David Fuhrmann zählt unter die tüchtigsten Äbte des 
Hauses. Er ist der Begründer des neuen Stiftsgebäudes. Er tilgte nicht 
nur die von seinem Vorgänger aufgehäuften Schulden; seine kluge und 
tatkräftige Wirtschaft ermöglichten es ihm an den Neubau der Kirche 
zu schreiten. Er ließ die baufällige gotische Kirche niederreißen und 
übertrug Carlo Antonio Carlone aus Mailand den Neubau. Damit war 
auch der Neubau des ganzen Stiftes in die Wege geleitet. Aber früher 
noch erbaute er ein drittes Stiftshospital. Dafür wurde das älteste vor 
den Toren des Stiftes niedergerissen, sobald es dem Neubau im Wege 
stand. Die beiden später erbauten Hospize stehen bis heute und sichern 
denen, die im Dienste des Stiftes ihre Kräfte verbrauchten, ein sorgen 
loses Alter. 
Propst David ist auch der Begründer der Gemäldegalerie. Aber selbst 
zu literarischer Betätigung fand er noch Zeit. Er hinterließ eine Ma 
terialiensammlung für Predigten und eine liturgische Arbeit. Er war es 
auch, der den Anschluß des Stiftes an die lateranensische Kongregation 
ein zweites Mal durchführte. Denn schon 1290 war ihr das Kloster an 
gegliedert worden. Wahrscheinlich kam dies aber in den Wirren des 
16. Jahrhunderts in Vergessenheit. Nun bewarb sich Propst David 
wieder um die Aufnahme und durch eine Papstbulle vom Jahre 1681 
wurde sie auch gewährt. Nach außen hatte er eine ähnliche Stellung 
wie früher Propst Leopold. 
Seine Nachfolger hatten nun den von ihm begonnenen Neubau des 
Stiftes fortzusetzen. Daß auch unter ihnen tüchtige Männer waren, 
können wir schon daraus ersehen, daß einer von ihnen, Propst Claudius 
Kröll, von Kaiser Josef I. als Bischof ausersehen war. Indes lehnte er 
die Würde ab. Propst Claudius vermehrte die Bibliothek um Tausende 
von Bänden. Über den geistigen Stand des Stiftes unterrichten uns die
	        
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