Volltext: Von der dekorativen Illustration des Buches in alter und neuer Zeit

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Indem ich die Forderung erhebe, dass gewisse deko 
rative Erwägungen zur Herstellung wirklich schöner Buch 
illustrationen als wesentlich anerkannt werden, wie Grund 
plan, Ab wägen der Teile und ihr Verhältnis zueinander, 
Massenverteilung, Beziehung zur Schrift u. s. w., verkenne 
ich keineswegs die tüchtige Arbeit vieler zeitgenössischer 
Künstler, die nur Illustratoren sein wollen und es vor 
ziehen, ein Blatt Papier oder irgend einen von der Schrift 
freigelassenen Teil derselben als freies Feld für eine Skizze 
anzusehen, ohne mehr Rücksicht auf Buch und Buchseite 
zu nehmen, als in der Regel der Künstler nimmt, wenn 
er irgend etwas nach dem Leben in sein Skizzenbuch 
zeichnet. 
Die Buchillustration sollte meines Erachtens etwas 
mehr sein, als eine Sammlung zufälliger Skizzen. Da man 
das konstruktive, organische Element in der Gestaltung, 
in der Idee des Buches selbst nicht verkennen kann, so ist 
es unkünstlerisch, dasselbe ausser Acht zu lassen, wenn 
man Dinge zeichnet, die bestimmt sind, einen wesentlichen 
oder unentbehrlichen Bestandteil des Buches auszumachen. 
Ich wage indessen nicht zu behaupten, dass dekorative 
Illustration nur auf eine Weise gemacht werden könne, 
sonst würde auf diesem Gebiet der Ursprünglichkeit und 
dem individuellen Empfinden bald ein Ende gemacht sein. 
Es giebt nichts Absolutes in der Kunst und man kann 
dafür keine Dogmen aufstellen; aber mir scheint doch, 
dass man in allen Zeichnungen gewisse Grundsätze an 
erkennen, und nicht nur anerkennen, sondern freiwillig be 
folgen muss, so wie man sich den Regeln eines Spieles unter 
wirft, ehe man zu spielen beginnt. 
Die Regeln und Bedingungen des Spieles geben ihm 
seinen eigentümlichen Charakter und seinen Reiz, und 
durch sie erlangt man schliesslich das grösste Mass von 
Vergnügen und die kräftigste Erregung. Ebenso erzielen
	        
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