Volltext: Zur Geschichte der oberösterreichischen Mundarten

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II. Längen. 
§ 13. Mhd. ä. 
Lautwert: Das mhd. ä erscheint in den meisten oberösterr. Mdaa. 
als langer offener Q-Laut; nur das Innviertel hat wie andere mittel¬ 
bayrische Mdaa. den Diphthong qu. (Vgl. Mdaa. § 21.) 
2. Schreibung: a) Sehr häufig finden wir die traditionelle Schrei¬ 
bung a: 
iar cap. 255, kremsm. 20, getaner gau. I, rat gau. 2, an gau. 14, 
sotaner gau. 18, gnaden gau. 22, Rat gau. 39, han (= haben) mond. 2, 
mantags mond. 2, strafe flor. 33, Mantags flor. 58, warhait kremsm. 107, 
vngenad kremsm. 116, vahen stiftsurb. I 390, mader (mäd<are) wart. 15, 
madtag wart. 17, magen(mäge) gau. 179, majs gau, 181, mad stiftsurb. 130. 
b) Daneben begegnen ä, ä in iärtäg gau. 118, järtag gau. 174 
und gruenmäds stiftsurb. I 31. Bei den ersten zwei Wörtern handelt 
es sich vielleicht um Plurale mit Übertragung des Umlauts auf das erste 
Glied, im letztgenannten Worte drückt ä vielleicht den u-Laut aus, 
der durch Schwächung entstanden ist. 
c) Ziemlich häufig finden wir seit dem Ende des 13. Jhdts. o, das 
dem heutigen Lautwerte am nächsten kommt. Im Altbayrischen war die 
Verdumpfung von mhd. ä ) ö noch nicht eingetreten, wir finden da noch 
keinerlei Anzeichen dafür. Reime ä: 6 begegnen erst seit Ende des 
13. Jhdts. (Lessiak Vorh § 44.) Daß gerade in oberösterr. Denkmälern 
die o für ä verhältnismäßig stark verbreitet sind, hat seinen Grund 
darin, daß sich auf einem Teile des Gebietes 6 > Q entwickelt hat, also 
mit ä zusammengefallen ist, während in anderen bayr. Mdaa. mhd. 6 
zu einem Diphthong wurde. Heute weist zwar der größere Teil der 
oberösterr. Mdaa. für mhd. ö einen Diphthong auf, doch werden wir 
in § 17 sehen, daß diese Entwicklung sehr jung ist. Für die mhd. Zeit 
kommt sie jedenfalls noch nicht in Betracht. In mhd. Zeit dürfte fast 
auf dem ganzen Gebiete des Oberösterreichischen mhd. ä und 6 zusammen¬ 
gefallen gewesen sein. 
Wir finden daher in folgenden Fällen o: 
on gau. 2, flor. 56, gau. 47, 182, 185, 191, 192, an/proch gau. 21, 
noch gau. 22, 23, 48,110,149, flor. 5, wilh. 42, kremsm.93, emoln gau. 32, 
kremsm. 16, purchrof gau. 36, Purchrof gau. 42, nochkomen gau. 46, 157, 
dovon gau. 51, nochchomen gau. 52, flor. 109, vnderloz gau. 75, darnoch 
gau. 79, worhait gau. 80, 87, 97, 98, 99, goben flor. 5, nohen flor. 23, 
57, woren flor. 36, kremsm. 79, vrogen flor. 38, wolbedochtem flor. 103, 
herprocht flor. 103, hot flor. 103, dornoch flor. 103, worn kremsm. 16, 
ohn kremsm. 76, worn kremsm. 78, vnderlos stiffsurb. I 396, Grüppl/trojs 
gau. 169, lanntstrozz stiftsurb. I 66, modtag stiftsurb. II 545* 
d) Nur dreimal fand sich ovn gau. 169 (zweimal), gau. 185. Diese 
Schreibung dürfte dem Schwäbischen entstammen, wo mhd. ä vor Nasal 
als Diphthong erscheint.
	        
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