Volltext: Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (2 ; 1903)

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wenn unser Bischof den dahingehenden Beschluß der Synode von 
Chalcedon vom Jahre 451 nicht gekannt haben sollte (wie das übrigens 
bei seinem Aufenthalt im Orient nicht wahrscheinlich ist), so mag es 
ihm jedenfalls widerstrebt haben, der ehedem empfangenen unauslösch 
lichen Konsekration eine nochmalige Konsekration folgen zu lassen. 
Nicht für die Identität Severins mit dem afrikanischen Bischof Severi- 
anus, aber für die Vermutung, daß ihn sein Eifer für das orthodoxe 
Bekenntnis und sein Gegensatz gegen den Arianismus aus 
Afrika vertrieben habe, spricht die Abneigung des Severin gegen den 
Arianismus und seine Begeisterung für das orthodoxe Bekenntnis, die 
gerade aus zahlreichen Stellen der vita hervorleuchten. „Er lebte nach 
der evangelischen und apostolischen Lehre, in dem Bekenntnis des katho 
lischen Glaubens“ sagt Eugippius von seinem Meister 1 ). Dieser selber 
verleiht dem Rugierkönig gegenüber dem Wunsch Ausdruck: „Wenn 
war, dann ist auch ein wesentlicher Grund hinfällig, den man gegen die Annahme geltend 
machen könnte, jene 81 Weisheits-und Frömmigkeitsregeln, die wir als „Sancti Severini epis- 
copi doctrina“ bei Migne finden (Patrologia latina 74, 846—848), stammten von dem nori 
schen Severin. Migne a. a. O. 74, 843 meinte: Severinus, incertae aetatis et sedis episcopus. 
Max Büdinger, Eugippius, eine Untersuchung, Wiener Sitzungsberichte 1878. 91, 793 glaubte, 
die Regeln paßten nach ihrem allgemein humanen Charakter einigermaßen zu dem norischen 
Severin, der den bischöflichen Titel freilich formell abgelehnt hatte, materiell aber die Gewalt 
übte. Ich habe Aussprüche Severins, die man aus der vita des Eugippius herausziehen kann, 
mit den Regeln zu vergleichen versucht. Die Ähnlichkeiten sind aber doch recht oberfläch 
licher Natur. Doctrina XX: pecuniae amator ne fueris (auch LXI ist der amor pecuniae zu 
den iniustitiae opera gerechnet) und vita 3, 2: cur extas avaritiae mancipium? 40, 2: hanc animam 
an aurum argentumque plus diligis? Die Worte Doctrina XXXIV: misericordia et veritas 
non desint tibi et charitas; et haec bona cooperient multitudinem peccatorum entsprechen ganz 
Severins Anschauung von der Notwendigkeit der Almosen als Werken der Sündensühne. Siehe 
weiter Doctrina LII: inanem gloriam fuge und Eugippii epistola 9: cum potius id tacendo 
facilius possit evitare iactantiam (auch Doctrina LXI erscheint die iactantia als opus iniustitiae). 
Die Warnung vor der rapacitas in Doctrina LXI erwächst leicht aus der beständigen Beobachtung 
der praedones barbari (vita 4, 1) und der praedonum vastatio creberrima (ibid. 31, 5). Zu der 
Forderung (Doctrina LXI): hospitalem esse et humanum et indigentibus tribuere cum 
hilaritate vergleiche vita 1, 3: hospitium; 24, 3: hospitalitatis gratiam praebere; 3, 2: humani- 
tatem hominibus denegasti; 39, 2: aequali vultus hilaritate fulgebat. Andere charakteristische 
Aussprüche des Heiligen der vita finden keine Parallele in der Doctrina. Ich muß aber offen 
gestehen, daß mir gerade eine besonders weitgehende, ja wörtliche Anlehnung der Doctrina an 
Aussprüche des norischen Severin äußerst verdächtig erscheinen würde. Denn dann könnte sie 
erst recht das Machwerk eines ‘späteren die vita epitomierenden Autors sein. 
ü Cap. 1,1: vivens iuxta evangelicam apostolicamque doctrinam, in confessione catholicae 
fidei (p. 11, 7). 
Gegensatz 
gegen den 
Arianismus.
	        
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