Volltext: Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (2 ; 1903)

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arianischen Wandalen, in seinem afrikanischen Reiche beständig Kon 
flikte mit orthodoxen Geistlichen hatte 1 ). Im Jahre 437 waren einige 
von diesen, die den arianischen Gottesdienst in ihren Kirchen nicht 
hatten zulassen wollen, abgesetzt und, als sie Widerstand leisteten, ver 
bannt worden. Unter ihnen befand sich auch der Bischof Severianus 2 ). 
Der Bischof Theodoret von Cyrus am Euphrat (f 457) beklagt wiederholt 
in seinen Briefen das Geschick solcher aus Afrika vertriebener ortho 
doxer Christen und Kleriker, die gerade nach dem Orient, nach Syrien, 
geflüchtet sind 3 ). 
Ich möchte nun vermuten (wofür ich freilich keine weiteren Anhalts 
punkte habe auffinden können), daß jener vertriebene afrikanische 
Bischof Severianus mit unserem Severinus identisch ist. Irgend 
welche weitere Schicksale des Severianus sind nicht bekannt, der von 
Theodoret erwähnte Kirchenschriftsteller gleichen Namens 4 ) hat mit diesem 
nichts zu tun, er ist Bischof von Gabala, das bei Laodicea in Syrien 
liegt, gewesen. Wenn der Severinus der vita schon früher, ehe er sein 
späteres Wirkungsfeld Norikum betrat, Bischof gewesen wäre, so würde 
allerdings verständlicher, weshalb er, der doch faktisch das kirchliche 
Oberhaupt der Provinz war, die ihm angetragene Bischofswürde aus 
geschlagen hat. Denn das ältere Recht der Kirche hat die Kumulation 
kirchlicher Ämter in der Hand einer Person untersagt 5 ); aber selbst 
*) Ludwig Schmidt, Geschichte der Wandalen 1901 S. 67 und öfter. S. 76. 
2 ) Prosperi Aquitani Epitoma Chronicon ad a. 437: In Africa Gisericus, rex Wandalorum, 
intra habitationis suae limites volens catholicam fidem Arriana impietate subvertere, quosdam 
nostrorum episcopos, quorum Possidius et Novatus ac Severianus clariores erant, eatenus perse- 
cutus est, ut eos privatos iure basilicarum suarum etiam civitatibus pelleret (Ausgabe von 
Mommsen, Mon. Germ. Hist. Auct. antiquissimi IX 1892 p. 475. Der Wortlaut nur wenig 
verschieden von dem bei Migne, Patrologia latina 51 [1846] p. 597)- Görres (Deutsche Zeit 
schrift für Geschichtswissenschaft 10 [1893] S. 30) behauptet, wie Schmidt a. a. O. S. 67 Anm. 2 
bestreitet, jenen Priestern sei das Ansinnen gestellt worden, zum Arianismus überzutreten. 
3 ) Epist. 29—36. 52. 53 (Migne, Patrologia graeca 83, 1207 ff.). S. Ludwig Schmidt a. a. O. 
S. 68. 74. Uhlhorn, Die christliche Liebestätigkeit 2. Aufl. 1895 S. 235. 
4 ) Theodoret erwähnt als dessen Schriften ein Buch elg rrjv yevvav rov Xqloxov (Migne, 
Patrologia graeca 83, 210) und einen Xoyog elg rag ocpQayidag (Migne ibid. 83, 308). 
5 ) C. 2 C. XXI qu. 1 (conc. Chalc. 451). S. Richter - Dove, Kirchenrecht S. 500. 
Friedberg, Kirchenrecht S. 335. S. auch Richter-Dove a. a. O. S. 304. Wenn der Artikel 
,»Bayern“ im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte II 2 1883 S. 93 betont, Severin sei Priester, 
aber nicht Bischof gewesen, so trifft das natürlich die oben gegebene Konjektur in keiner 
Weise. In Norikum ist Severin nicht Bischof gewesen. Wenn Severin aber überhaupt Bischof
	        
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