Volltext: Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (2 ; 1903)

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Gebetsstunden festgesetzt 1 ). So steht auch, was Berücksichtigung und 
Festlegung der Horen anlangt, Severin in der Mitte zwischen 
dem orientalischen und dem späteren abendländischen 
Mönchtum. 
Es muß endlich hervorgehoben werden, daß Johannes der Täufer, 
der schon frühzeitig als Anfänger und Patron des Mönchtums galt 2 ) und 
dem auch Benedikt von Nursia später eine Kapelle in Monte Cassino 
geweiht hat, im Kreise Severins besondere Verehrung genoß. Für die 
Kirche des Klösterleins in Innstadt sollen Reliquien des heiligen Jo 
hannes erworben werden. Severin ermahnt die Presbyter, die sich eifrig 
um die Leitung des Transports der heiligen Überreste bemühen, das 
zu unterlassen, da sich den Reliquien von selbst der Segen des heiligen 
Johannes darbieten werde 3 ). Und so geschah es auch. Ein Unbekannter 
überreichte einst dem Knecht Gottes demütig die Reliquien des Hei 
ligen, die dieser dann in der Kirche des heiligen Johannes niederlegte 
und durch die Hand der Priester weihte 4 ). 
Wie weit sich die mönchischen Unterweisungen des heiligen Severin 
erstreckt haben und welche namhaften Männer aus seinem Kreise 
außer dem Eugippius hervor gegangen sind, können wir nicht entscheiden. 
Von einem wenigstens, dem heiligen Antonius von Lerinum, 
steht es nach der Mitteilung seines Biographen Ennodius fest, daß 
*) Cassianus, De institutis coenobiorum III 6 (Migne, Patrologia latina 49, 124). Grütz- 
macher a. a. O. S. 45. 26. Vergl. Cyprian, De dominica oratione cap. 34: horam tertiam, 
sextam, nonam quae horarum spatia iam pridem spiritaliter determinantes adoratores 
Dei et legitimis ad precem temporibus serviebant (opera, rec. W. Hartei 1858. Corpus scrip- 
torum eccles. latin. III 1, 292). Achelis, Canones Hippolyti, Texte und Untersuchungen 1891 
S. 233. Richter-Dove, Kirchenreclit 1867 S. 709. 
2 ) Grützmacher a. a. O. S. 9 mit Berufung auf Hieronymus, Vita S. Pauli Eremitae (Migne, 
Patrologia latina 23, 17): inter multos saepe dubitatum est, a quo potissimum monachorum 
eremus habitari coepta sit. Quidam . . . a beato Elia et Johanne sumpsere principium. 
3 ) Cap. 22, 1: quia ultro eis sancti Johannis benedictio deferretur (p. 32, 4). Merkwürdiger 
weise und völlig grundlos schließt Rettberg, Kirchengeschichte Deutschlands 1846 I 229 aus 
dieser Stelle, die doch allein in dem oben erwähnten Zusammenhang ihre Erklärung findet 
(Johannes der Täufer als Patron des Mönchtums), hier sei die älteste Spur der später bei den 
Germanen verbreiteten Sitte, beim Abschied das Gedächtnis des Evangelisten Johannes zu 
trinken (Jakob Grimm, Mythologie 1844 I 54). Ebenso Biidinger, Österreichische Geschichte 
1858 I 50. 
4 ) Cap. 23, 2: quas dei servus debita veneratione suscipiens basilicam sancti Johannis sicut 
praedixerat, ultronea benedictione collata sacravit officio sacerdotum (p. 33, 14).
	        
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