Volltext: Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (2 ; 1903)

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Es finden sich dort allerdings zahlreiche Stellen, die den Barbaren im 
Gegensatz zum Römer so nennen; so cap. i, 4: barbarorum, qui cum 
Romanis foedus inierant (p. 12, 13), cap. 2, 1: ita sunt barbari intrinsecus 
habitantes exterriti, ut portas sibi Romanos cogerent aperire (p. 13, 6). 
Dieser Volksgegensatz, ohne jedwede Nebenbedeutung, kommt auch in 
Stellen wie den folgenden zum Ausdruck: cap. 4,3: quos ex barbaris 
ceperis (p. 14, 29), cap. 4, 5: dimissis itaque barbaris (p. 15, 8), cap. 6, 6: 
qua devotione quidam barbari ad eum deverterunt (p. 18, 23), cap. 9, 1: 
in nundinis barbarorum (p. 20, 28), cap. 10, 1: quem redemerat de ma- 
nibus barbarorum (p. 21, 31), cap. 11, 1: barbarorum incursus (p. 22, 14). 
Wohl werden auch die Germanen als Barbaren bezeichnet (im 27. Kapitel 
die Alamannen sowohl wie die Thüringer), aber auch im 10. Kapitel 
die Skamaren 1 ). Das 5. Kapitel stellt die Goten als Barbaren in Gegen 
satz zu den Rugiern, die doch auch Germanen sind * 2 ): cap. 5, 3: quod 
turba latrocinantium barbarorum aliquos captivasset ex Rugis (p. 17, 12), 
und auch im 8. Kapitel werden „Barbaren“ im Gegensatz zu den Ru 
giern genannt: cap. 8, 3: (Giso) quosdam aurifices barbaros clauserat 
arta custodia (p. 19, 23). 
Diese letztlich angeführte Stelle leitet denn schon hinüber zu einer 
anderen Bedeutung des Wortes „barbarus“. Sie wird vermittelt durch 
die Wahrnehmung, daß gerade die Barbaren es sind, die durch Raub 
und Plünderungszüge sich hervortun. Hierhin gehören folgende Stellen: 
cap. 1, 5: barbarorum vastatione deletum (p. 12, 27), cap. 4, 1: praedones 
barbari (p. 14, n), cap. 5, 3: turba latrocinantium barbarorum (p. 17, 12), 
cap. 31,1: quae barbaricos evaserant gladios (p. 39, 22), cap. 40, 4: iniusta 
barbarorum dominatione (p. 48, 5), cap. 44, 5: barbarie frequentissimae 
depraedationis (p. 53, 1). Die andere durch diese Vermittelung gewonnene 
Bedeutung des Wortes „barbarus“ tritt uns dann schließlich in cap. 44, 1 
entgegen: „barbara cupiditate semper immanior“ (p. 52, 2). Hier hat 
„barbarus“ völlig die Bedeutung unseres „barbarisch“ in dem Sinne von 
*) Cap. 10, 2: quos vulgus scamaras appellabat. Mommsen (p. 22, 10) schreibt das Wort 
klein, hält es also offenbar nicht für den Namen eines Volkes. Anders Rodenberg in seiner 
Übersetzung (Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit S. 39) und Bernoulli, Die Heiligen 
der Merowinger S. 48. 
2 ) Nach dem Sturz ihres Reiches 487/8 sind die Rugier in den Ostgoten aufgegangen. 
Vergl. Schweizer-Sidler, Tacitus’ Germania (6. Aufl. von Eduard Schwyzer 1902) S. 79 Anm. 24. 
Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 1900 IV 493 f.
	        
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