Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

54 
Handel and Wandel. 
Bräucr. 
Das zu Gmunden verzapfte Bier wurde fast ausnahmslos in der Stadt 
selbst erzeugt. Hiefür gab cs ursprünglich zwei Brauereien, „au: Kogel" und „am 
See", über welche in der „Häuserchronik" näheres zli finden ist. Auch sie unter¬ 
standen der Aufsicht des Magistrates, der z. B. 1621 den Umstand rügte, daß 
die Bräuer „zu Zeiten schlechtes Bier machen", trotzdem daß die „Kandl" 4 kr. 
koste; auch seien sie mit der Verabfolgung der dem Stadtrichter von jedem „Sud" 
gebührenden „Halbe Bier" säumig, und sollen sich deshalb vor Strafe hüten.') 
Wie aus ben Ungeldamtsrechnungen des XVII. Jahrhunderts deutlich 
hervorgeht, nahm der Bierconslim in der zweiten Hälfte des genannten Zeit¬ 
abschnittes wohl unter dem Einflüsse allgemeiner Verhältnisse immer mehr zu. 
Aus diesem Grunde schien die Errichtung eines dritten Brauhauses ein gewinn¬ 
bringendes Unternehmen zu sein. Da nun die städtischen Finanzen, durch die 
langwierige Kriegsdrangsal und andere schwere Schläge sehr geschwächt, eine Er¬ 
holung dringend bedurften, so hoffte der Stadtrath „die Sublevirung der 
Communität" in der Gründling eines Brauhauses zu finde», und trat 1677 mit 
Bewilligung der kaiserlichen Jnspectiouscommissäre und der Landeshauptmannschaft 
in die Reihe der Biererzeuger. Als Bräuhaus sollte das der Stadtgeineiude an 
rückständigen Steuern zugefallene Hans des Bürgers Thoman Tunzensteiner 
(Kamiuerhofgasse 5) adaptirt werden?) Da aber der Salzamtmann Georg 
Ehrenreich Schifer die Erbauung der Brauerei in der Nähe des Amtshauses 
nicht duldete, so erlvarb man zu gedachtem Zwecke um 300 fl. das Haus sammt 
Wiese der Amtsmaurermeisterswitwe Anna Maria Rohre rin in Traundorf/) 
und vollendete den unter der Leitung des Nathsbürgers Mathias Shdler 
sofort begonnenen Bau des „Stadtbräuhauses" Ende Juli 1679. Derselbe kostete 
Alles in Allen: 10.952 fl. Rh. Diese Summe, im Ganzen aber ein Betrag von 
11.500 fl. Rh., wlirde gegen Verschreibung des neuen Brauhauses, der bürger- 
lichen Salzaufschütt und des Tazgefälles durchgehends im Wege eines Darlehens 
aufgebracht, an dem Abt Severii: von Lambach mit 6000, Bernhard 
Schierer, gräflich Sprinzenstein'scher Pfleger zli Tolledt, mit 4000, und der 
Gmundener Bürger Mathias Shdler mit 1500 fl. Rh. betheiligt waren?) 
Die neue Schöpfung stand unter der Leitung eines „Bräuamtsverwalters" 
(Mathias Shdler) und seines Gegenschreibers, der gleichfalls ein Bürger war. 
Jener hatte anfänglich eine jährliche Besoldung von 300 fl., seit 1688 voi: 
200 fl. Rh., dieser bezog erst wöchentlich 1 fl. 30 kr., dam: jährlich 100 fl. Rh. 
Beide theilten sich in die Benützung des Bräuhausgartens?) 
Der Verlvalter niußte eine Gcittioi: von 500 fl. Rh. erlegen. Er führte die 
Oberaufsicht über den gailzen Betrieb, durste aber die nöthigen Rohproducte nur 
mit Wissen des Stadtrathes ankaufen. Er hatte sich alles Privatnutzens z:: ent- 
halten, und lvar verpflichtet, alljährlich Rechnung zu legen. Das Personale sollte 
er zu einer „ehrbaren Mannszucht" und einem christlichen Lebenswandel anhalten, 
das Rauchen („Tobaktrinkhen") im Brauhause ebensowenig wie eine Herberge 
daselbst dulden, und insbesondere darauf dringen, daß das „liebe Feuer und 
Liecht" ivohl behütet werde?) Bei seiner Dienstesentlassung erhielt er den üblichen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.