Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Handel und Wandel. 
10 fl. 30 kr. Rh. Für die Lehrlinge wurde» beim Aufdingen und Freisage» 
bestimmte, nicht näher bekannte Taxen bezahlt, und ebenso flössen in die Zechlade 
alle vom Handwerk verhängten Geldstrafen?) 
Dieses wählte ans sich einen, später zwei Zechmeister als Oberhaupt, und 
hielt seinen Zusammengang stets zu Mittsasten auf der Herberge bei offener Lade 
unter Beobachtung einer eigenen Sitzordnung und in Gegenwart eines vom 
Magistrate entsendeten „Beisitzcommissärs". Diesem oblag außer der Führung 
der Ladrechnungen auch die Mitsperre der Zechlade neben den zwei Zechmcistern. 
Er bekam für seine Mühe jährlich 2 fl. Nh. Die Knechte der Fleischhauer bildeten 
eine eigene Bruderschaft, der ein von den Meistern aufgestellter „Allknecht" vor¬ 
stand. Diese waren übrigens durch einen von ihnen als Beisitzer bei den Ver¬ 
sammlungen der Knechte vertreten.'") Die vom Handwerk ausgestellten Urkunde» 
wurden bis um die Mitte des X VII. Jahrhunderts von wenigstens drei Meistern 
mit ihren Handnegel» meist in einer Schale gesiegelt. Erst später schaffte man 
ein Jnnungssiegel an, das in grünes Wachs geprägt tvurde und 36 mm Durch¬ 
messer hatte. ES führte im Schilde einen springenden Stier und als Umschrift 
die Worte: „Ein ersam Handwerch der Mezger zu Gmunden".") Dasselbe wurde 
1829 durch ein neues ersetzt, das ein Oval von 31 : 35 mm darstellt, und über 
einem Osterlamm mit Fahne ein Ochsenhaupt zeigt. Die Inschrift lautet: „Siegel 
des bürgl. Fleischhauerhandwerks in Gmunden".12) Das Jnnungszeichen des 
letzteren, ein ans Zinn hergestellter Ochse von 16 cm Höhe, wird noch heute im 
Gasthofe „zum goldenen Löwen" aufbewahrt. Er diente als Trinkgefäß und faßt 
1 l Flüssigkeit. An der Unterfläche des Sockels findet sich neben den Namen des 
Herbergsvaters und mehrerer Zunftgenossen auch die Bemerkung eingegraben: 
„Nenovirt 1891". 
Wenn ein Lehrling freigesagt wurde, so stellte ihm der Zechmeister ans sein 
Ansuchen „zum Zeugnis des ehrlich erlernten Handwerks und Wohlverhaltens" 
einen Lehrbrief aus. Ließ sich ein Meister oder Knecht anderwärts nieder, so 
wurde er vom Handwerk seines Gelübdes entbunden, und falls gegen ihn nichts 
vorlag, „in allen Ehren und Freundschaft ledig gesprochen"?") 
Die Fleischhauer zu Gmunden deckten ihren Bedarf an Schlacht- und 
Stechvieh in erster Linie aus der umliegenden Gegend und den entfernteren 
Theilen des Landes ob der Ens. Hiebei erfreuten sie sich in Anbetracht deS 
Umstandes, daß sie für die Verpflegung der Kammergütsarbeiter zu sorgen hatten, 
allenthalben gewisser Mauterleichterungen.") Aus demselben Grunde war der 
Viehaustrieb aus dem „Kammergutsgezirkh", insbesondere aus der Viechtau ver¬ 
boten und der Salzbereiter im Hausruckviertel sammt seinen Fußknechten beauftragt, 
zu Pinsdorf, Ohlstorf, am Traunfall und in Stadl nach allfälligen Uebertretern 
zu fahnden.") Diese „Viehsperre" wurde erst 1775 von der Regierung aufgehoben, 
dafür aber den Fleischhauern zu Gmunden ein Vorkaufsrecht auf alles in der 
Viechtau befindliche Vieh eingeräumt?") Was an diesem nicht aus den genannten 
Gegenden beschafft werden konnte, lieferte an ungarischer Waare der Wiener 
Markt. Auf diesem genossen die Fleischhauer zu Gmunden, wie die des Landes 
ob der Ens überhaupt das Recht, daß sie als Inländer ihren Bedarf zur selben
	        
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