Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Ehrenbuchblätter. 
Irriedewike Goßrncrnn. 
(Gräfin Prokesch-Osten.) 
Dramatische Künstlerin. Geboren zu Würzburg am 23. März 1838 als 
Tochter des Professors an der lateinischen Schule, Johann Bartholomäus 
G o ß m a n u und dessen Ehefrau Johanna C o n st a n t i a geborene Weinzierl. 
Diese, eine ausgezeichnete Sängerin, starb, als Friederike zwei Jahre alt war. 
Die Kleine erhielt nun durch ihren Vater, der bald nach München übersiedelte, 
eine sorgfältige Erziehung und zeigte schon frühzeitig Neigung für die Bühne. 
Von der bairischen Hofschauspielerin Constanze Dahn in der Declamativn 
unterrichtet, debntirte sie bereits 1853, also 15 Jahre alt, an der Seite ihrer 
Lehrerin als Leonie in Scribe's „Damenkrieg". Der hiedurch errungene Erfolg 
verhalf ihr nach kurzem Aufenthalte in Wttrzburg zu einem einjährigen Engagement 
an der Bühne in Königsberg, von der ans sie mit der dortigen Truppe in mehreren 
Pkovinzstädten Preußens gastirte und in verschiedenen Rollenfächern auftrat. Nach 
einem kurzen Aufenthalt in Danzig verbrachte sie den Sommer 1855 in Berlin, 
wo sie zu Charlotte Birch-Pfeiffer in nähere Beziehungen trat. Im Herbst 
desselben Jahres gieng sie an das Thaliatheater nach Hamburg; hier begründete 
sie ihren Ruf und bildete sich ihr Taleitt während eines anderthalbjährigen 
Aufenthaltes erst nach der Richtung heraus, in der es sich später durch die 
Mischung von originellem Humor und rührendem Ernst zu einer hervorragenden 
Specialität entwickelt hat. Im Mai 1867 folgte Friederike Goßmann einem 
Rufe an das Hofburgtheater in Wien, an welchem sie das Jahr vorher ans das 
beifälligste gastirt hatte, und nun am 7. Mai 1867 als „Sabine" ihre Antritts¬ 
rolle spielte. Schon nach wenigen Vorstellungen lvar die Künstlerin der Liebling 
des Publikums. Insbesondere machte sie mit der Rolle der „Grille", welche Frau 
Birch-Pfeiffer eigens für sie geschrieben hatte, ein Aufsehen, wie vor ihr seit 
Jahrzehnten keine andere Künstlerin. Seit dieser Zeit wird sie auch die „Grille" 
genannt. 
In naiven Rollen stand sie als Naturalistin geradezu unerreicht da, be¬ 
währte sich aber auch in gemüthliche», ja sentimentalen Partie». Ihr Spiel 
war voll Naivetät und Lebenswahrheit in jedem Zuge. Begünstigt durch Talent, 
Geist und Anmuth ihrer äußeren Erscheinung, wirkte sie durch ihren funken- 
sprühenden Humor, durch anmuthige Schelmerei, Gemüthswärme und liebens¬ 
würdige Ausgelassenheit fesselnd auf das Publikum. Ihr Repertoire umfaßte noch 
insbesondere das „Käthchen von Heilbronn", Julie in „Sie schreibt an sich selbst", 
Hermann in „Kind des Glück's", Margarethe in „Erziehungsresultate", Jeaune 
in „Lady Tartuffe", Marianne in Goethe's „Geschwister", Lorle in „Dorf und 
Stadt", Marie in „Fener in der Mädchenschule", die „Picarde" u. s. w. Nach¬ 
dem Friederike Goßmann am 7. März 1861 von der Wiener Hofbühne 
Abschied genommen, vermählte sie sich am 10. März mit Anton Fr ei Herrn 
von Proke sch-Osten und verlebte mit diesem die nächste Zeit in Constantinopel. 
1862 betrat sie jedoch die Bühne von neuem und feierte bis 1867 während der 
Wintermonate als Gast aus allen bedeutenderen Bühnen Deutschlands, wie auch 
in St. Petersburg die größten Triumphe.
	        
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