Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Ehrenbuchblätter. 
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mäßig feine öffentliche Lehrtätigkeit, hielt aber mir mehr mathematische und 
astronomische Vorlesungen. Hiebei bildete er mehrere seiner Schiller, unter ihnen 
de» Georg Pruner von Rn spach, zu tüchtigen Gelehrten heran, legte aber 
1435 das Lehramt ganz nieder. 
Von akademischen Würden bekleidete Magister Johannes bereits 1413 
das Deeanat der artistischen Facnltät, worauf er im folgenden Jahre als Reeeptor 
(Cassier) derselben fnngirte. Im Sommersemester 1416 war er Consiliarins, 
d. i. ei» Mitglied des engeren Rathes derselben Facnltät, welcher den Decan in 
seinen Geschäften unterstützte und zum Theil auch eontrolirte. Das zweite Deeanat 
führte er vom April bis October 1423. Als in diesem Jahre die artistische 
Facnltät den neuen Universitätsban zu besorgen begann, gehörte er als Vertrauens¬ 
mann bezüglich der Verwendung des Bancapitales jener Commission an, welche 
ans der Mitte der Hochschule ernannt, die Banaufsicht führte. Zum Rector der 
Universität war er allerdings nie gewählt worden, versah jedoch durch mehrere 
Jahre das Amt eines Vicekanzlers. Daneben hatte er verschiedene geistliche 
Beneficien inne. So war er 1420 und 1421 Pfarrer zu Gföhl und Kaplan des 
heil. Dreikönigaltares im Karner auf dem Stephansfreithvf zu Tulln, welchen 
Posten er, was damals etwas Gewöhnliches war, durch einen Stellvertreter 
besorgen ließ. 1425 wurde er dann Canonicus bei St. Stephan in Wien, und 
1435 erhielt er dazu die Pfarre Laa in Niederösterreich. Johannes von 
Gmunden starb zu Wien am 23. Februar 1442 und wurde in der Stephaus¬ 
kirche beigesetzt, wo aber kein Denkmal seine Ruhestätte bezeichnet. 
Magister Johannes von Gmunden war nicht nur ein bedeutender 
Lehrer, sondern auch ein äußerst fruchtbarer Schriftsteller. Seine Werke lassen sich 
in drei ■ Gruppen sondern: In theologische, mathematische und astronomische. 
Von den theologischen Arbeiten kennt man zwei: Die „Tsctura super Exodum“, 
welche der Autor als „Cursor biblicus“ (1415) gehalten hat, und die „Lectura 
textualis quatuor librorum sententiarum“ nebst den dazugehörigen „l^uaos- 
tione8“. Von den mathematischen Schriften des Magisters ist sein „Algoris»ius“ 
(Arithmetik) das einzige uns bekannte Werk desselben, was sich erhalten hat und 
wahrscheinlich ans einer Vorlesung entstanden ist. Die Hauptbedeutung des 
Johannes von Gmunden liegt aber in seinen astronomischen Schriften und 
Instrumenten, die als wahrhaft bahnbrechend in der Wissenschaft der Sternen- 
knnde zu betrachten sind. Von diesen werden die „Tabulae astronomicae cum 
cauonibus“ (Astronomische Tafeln) noch gegenwärtig in der Wiener Hofbibliothek 
aufbewahrt. Sie wurden 1422 mit Genehmigung der artistischen Facnltät ver¬ 
öffentlicht und erlebten noch weitere vier Publicationen. Wichtige Werke sind auch 
seine „Tabulae de plauetarum motibus et luminarium eclipsibus verissimae 
ad ineridianum Viennensem“, dann das „ Aequatorium inotuum planetarum 
ex Campano transsumptum“. In Bezug auf die Verfertigung astronomischer 
Instrumente ist die Schrift von Wichtigkeit, welche den Titel führt: „Compositio 
Astrolabii et utilitates ejusdem et quorundam aliorum instrumentorum“. 
Mit der Erzeugung solcher Instrumente befaßte sich Johannes von Gmunden 
selbst. Ganz besondere Verdienste aber erwarb er sich um das Kalenderwesen.
	        
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