Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Veretnsleben. 
333 
An den, vornehmlich der Pflege des harmlosen Humors und der Festigung der 
geistigen Zusammengehörigkeit geweihten „Clubabeudeu", wurde neben zwanglosem 
Zwiegespräch, humoristischen und auch ernsten Vorträgen mit Vorliebe und. in 
Erinnerung an die akademischen Zeiten, das Studentenlied gepflegt. Die Brunnen¬ 
clubabende wurden gar bald zu einem jederzeit offenen Hort gleichgesinnter junger 
und älterer Herren der localen intelligenten Kreise. 
Da es der Brunnenclub bei seinem sonst relativ großen Wechsel der 
Mitgliederschaft (zumeist lag der Grund in dienstlichen Versetzungen) verstanden 
hat, auch den Verband mit den geschiedenen einstigen Mitgliedern aufrecht zu 
halten, erfreute sich der zumeist an die 30 Mitglieder zählende Club allezeit der 
lebhaftesten allseitigen Sympathien mit Ausschluß etwa einzelner Mucker und 
Finsterlinge. Als sich mit der Zeit im Clubverbande auch feste Traditionen, 
besondere jokvse Satzungen und ceremonielle Gebräuche, besondere Clubname», 
Würden rc. eingelebt hatten, festigte sich sein Bestand zur dauernden traditionellen 
Institution. 
Nach der im Jahre 1887 erfolgten Uebersetzuug des ersten Begründers und 
geistigen Protectors, des k. k. Ministerialrathes Dimitz nach Wien (im Club 
unter dem Namen „Schwanwirt" verehrt), siel die leitende Würde dem seiner¬ 
zeitigen k. k. Forstrathe Gustav Förster (im Club den Namen „Hackelberend" 
führend) zu. Nach dessen Versetzung nach Wien folgte für den Brunnenclub eine 
etwas stille Zeit der Stagnation und locker werdenden Zusammenhaltens (une 
derlei Epochen in jedem Club- oder Vereinsleben ab und zu einzutreten pflegen), 
doch schwang sich der Club bald wieder unter Leitung des k. k. Oberforstrathes 
Rudolf Nekola (iiu Clubverbande „Se. Herrlichkeit Mephisto" genannt) zur 
alten Blüthx empor. 
Seit dieser Regenerirung im Jahre 1891 gibt es im Clubverbande eine 
„Negierung", Laudstände, Ritter und Knappen; der Club besitzt in seinem Archiv 
eine lose Kueipzeitung, zahlreiche humoristische Protokolle (Chroniken) und außer 
den oft sehr gelungenen Wappen fast sämmtlicher Mitglieder eine Menge mitunter 
recht wertvoller Geschenke, welche als traditioneller „Tribut" der einzelnen Mit¬ 
glieder von deren Reisen im Auslande mitgebracht wurden. Aber auch ernste 
Vortrüge sind seit jeher im „Brunnenclub" abgehalten worden. So wurden, um 
hievon nur Einiges anzuführen, fast sämmtliche Waguer'sche Opern und 
Toudramen, darunter auch die ganze Nibeluugentetralogie, vorerst erklärt und 
dann am Clubcembalo vorgeführt. Selbstverständlich fehlten in den anderen 
musikalischen Vorträgen die alten classischen Meister nicht und erinnern sich noch 
die Clubgenossen mit Vergnügen der zahlreichen „Liederabende", an welchen 
das ernste deutsche Lied (Schubert, Schumann, Brahms k.) in wahrhaft 
künstlerischer Weise interpretirt wurde. Kurzen Vortrügen aus dem Gebiete der 
Musikgeschichte folgten solche aus der Geschichte Roms im Mittelalter (nach 
Gregorovius); ferner Vorträge auf kunsthistorischem Gebiet, auf literarischem 
Gebiet, und sehr interessante. Vorträge über Elektrotechnik. Forstrath T h o m a 
(„Thassilo") brachte zweimal seine persönlichen Erlebnisse aus dem ruhmreichen 
1870 er Feldzuge, und so gäbe es noch Mancherlei anzuführen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.