Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Hw,der und Wandel, 
Buchstaben 6, 8. Es ist weniger in der Composition, da der Künstler mit dem 
vielen Beiwerk nur seinem Zeitalter Rechnung trug, als vielmehr in technischer 
Beziehung ein Meisterwerk der Treibarbeit in Metall und überhaupt das Voll¬ 
kommenste, was wir von Bernhard Schmidt kennen. Namentlich der sigurale 
Theil ist äußerst kunstvoll durchgeführt"?") 
Im öffentlichen Leben bekleidete Bernhard Schmidt die Stelle eines 
Kirchenamtsverwalters und war auch Mitglied des inneren Rathes. Er starb zu 
i Gmunden am 18. Mai 1782. Seine Gebeine wurden nach Auslassung des alten 
Friedhofes mit den Ueberresten anderer Familienangehöriger in einer Gruft der 
Kapelle des neuen Friedhofes beigesetzt, wo auch das bezügliche Epitaph seiner 
erwähnt. Allerlei Entwürfe, Skizzen und Zeichnungen von seiner Hand, wie auch 
sein Selbstporträt, das wir im Vorstehenden den Leser» bieten, wurden von dem 
Goldschmiede Kaspar Stockhammer in Gmunden um 1880 dein Laudes¬ 
museum in Linz gewidmet. Die Gemeindevertretung von Gmunden belegte ihm 
zu Ehren 1890 eine Gasse in Traundorf mit dem Namen „Bernhard Schmidt- 
Gasse"?') 
Die Technik der Herstellung von Gold- und Silberfiligranarbeiten beherrschte 
in neuerer Zeit Kajetan Reit sanier (ch 27. Jänner 1894, 60 Jahre alt,) 
mit großer Meisterschaft. 
Außer den Goldschmieden erzeugten in Gmunden auch die Gürtler Kircheu- 
geräthe aus Gold, Silber und hauptsächlich aus Bronce. Hievon besitzt der 
Kirchenschatz der Stadtpsarre zwei Stücke. Das eine ist ein Ciborium, welches 
der Mitte des XVIII. Jahrhunderts angehört, und „aus vergoldeter Bronce 
hergestellt ist. Die Schildkröte, worauf der Kelch ruht, ist gleich den übrigen 
Figuren aus Bronce gegossen, die Schale des Thieres ist echtes Schildpatt. 
Daraus sind zu unterst drei Delphine angebracht, auf deren Köpfen ein federu- 
geschmückter Mohr steht, der die Kelchschale auf dem Kopfe trägt. Diese selbst ist 
mit getriebenen, durchbrochenen Verzierungen gefaßt, ivelche in drei Fächern ein 
chinesisches Haus, eine tropische Landschaft und ein von Möven begleitetes Segel¬ 
schiff in versilberter Arbeit enthalten. Auf dem vergoldeten Deckel steht die Figur 
des heil. Franz Taver, welcher ein Heidenkind tauft. Mithin haben ivir in diesem 
prächtigen Stück einen sogenannten Missionskelch vor uns, der möglicherweise über 
Auftrag der Jesuiten von Traunkirchen, den berufsmäßigen Missionären, von 
dem Gmundener Gürtler Franz Karl Rohrhoffer angefertigt worden ist. 
Dieser Meister hatte 1741 in der Kirchengasse das Haus C. Z. 73 käuflich an 
sich gebracht. In den Gmundener Kirchenschatz aber ist jener Kelch vermuthlich 
nach der Aufhebung des Jesuitenklosters Traunkirchen durch den Dechant und 
Stadtpsarrer Ignaz Aigner gekommen. Das andere Stück ist gleichfalls ein 
Kelch, und dürste von dem Nachfolger Rohrhosfer's, dem Gürtler Wolfgang 
Breiten Huber herrühren. In technischer Hinsicht ist er unter allen vor- 
beschriebenen Kelchen der vollendetste, in Bezug auf die Composition aber steht er 
ihnen mit Ausnahme der Figuren, die nach Bildern gemacht zu sein scheinen, 
weit nach: Die Strahlenornamentik zeigt bereits den Niedergang des Barockstyls 
zu Ende des XVIII. Jahrhunderts?^) Auf Wolfgaug Breitenhuber folgte
	        
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