Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Musik und Theater. 
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Im Herbste 1822 kam die Gesellschaft des „Directeurs" Josef Bratsch 
nach Gmunden und gab den Winter hindurch iu demselben Locale (Kammerhof¬ 
gasse Nr. 7) wöchentlich vier bis fünf Vorstellungen. Hiezu besorgten einheimische 
Kräfte die Musik.") Ueber die Thätigkeit dieses Theatervölkleins ist ein „Journal" 
erhalten geblieben, welches wir hauptsächlich des Spielplanes halber, der für die 
Geschmacksrichtung jener Zeit gewiß charakteristisch ist, in seinem vollen Inhalte 
hier folgen taffen.25) 
„Theater-Journal 
der in der landesf. Stadt Gmunden ain Traunsee unter der 
Direktion des Jos. Bratsch gegebenen Vorstellungen. 
Den Freunden darstellender Kunst ehrfurchtsvoll gewidmet von Therese Wolfram,. 
Sonfleuse. 
1823. 
Der S o n f l e u r und sein Schicksal. 
In allen Ständen gibts von Last 
Und Mühe viel Exempel, 
In Hütten so wie im Pallast, 
Auch in Thaliens Tempel. 
D'rum will exempli gratia 
Ich mich jetzt produziren, 
Und so in forma optima 
Mein Schicksal referiren. 
Die größte Last in dem Gebieth' 
Thaliens muß ich tragen; 
Und bin ich noch so matt und müd', 
Ich darf nicht einmal klagen. 
Bald red't durch mich ein großer Herr, 
Bald Fürsten und bald Grafen, 
Von Hoheit, Liebe, Glück und Ehr, 
Vom Lohnen und vom Strafen. 
Bald bin ich in der Unterwelt, 
Bald in den höhern Sphären, 
Bald red' vom Reichthum ich und Geld, 
Bald wieder vom — Entbehren. 
Und oft, das Aergst' kommt hintendrein, 
Red' ich in mancher Stunde 
Vom Ofner und Champagner Wein 
Mit ausgedörrtem Munde. 
Auch übt man mich in der Geduld; 
Den Fehler zu bedecken, 
Spricht mancher: Der Soufleur hat Schuld; 
Er ließ mich heute stecken. 
Und glauben Sie, me Herkule! 
Ich schwör's bey meiner Ehre, 
Wie manchem würde angst und weh', 
Wenn der Soufleur nicht wäre! 
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