Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
Dieses Ereignis bewirkte sofort ei» anffalleild rasches constantes Sinken des 
Hochwassers, so daß bereits am folgenden Tage die größte Gefahr beseitigt, und 
wenige Tage danach wieder die gewöhnliche Höhe des Seespiegels erreicht war. 
Zur genauen Bestimmung des höchsten Wasserstandes ini Traunsee diente dessen 
Höhencote über dem adriatischen Meere (422'407 m) als Nullpnnkt. Diese Cvte 
war am 31. Juli, 3 Uhr Nachmittags, im Hofe des Seeschlosses Ort ans 
425'667 m gestiegen, und demzufolge hatte der Wasserstand zu dieser Zeit 3'287 m 
ober jenem Nullpunkte betrage».") Der alte Flnßpegel an der Traunbrücke, dessen 
Nullpunkt infolge der natürlichen Gefällsabsenknng des Seespiegels gegen die 
Ausmündung hin, wie auch wegen der Stauung, welche die zahlreichen dort an¬ 
gebrachten Piloten bewirken, um mehr als 1 m tiefer als jener gelegen ist, wies 
zur selben Zeit einen höchsten Wasserstand von 221 cm ober Null auf. An die 
alte, an dem Hause Nr. 25 der Weyerstraße angebrachte Hochwassermarke vom 
Jahre 1787 reichte das diesjährige Hochwasser mit seinem dortselbst gemessenen 
höchsten Stande (425°694 m ober Null) nicht hinan, sondern blieb um 34 cm 
zurück. 
Der von Privaten der Ortsgemeinde Gmunden allgemeldete, durch dieses 
Hochwasser verursachte Gesammtschade belief sich auf 57.559 fl. 90 kr. Außerdem 
betrug der Schaden, welchen die Stadtgemeinde Gmunden als solche an öffent¬ 
lichem Gut und städtischen Objecten, wie auch dadurch erlitten hat, daß das Hoch¬ 
wasser eine Reihe größerer Bauführungen im Gefolge hatte, insgesammt rund 
340.000 sl. Die Sammlung milder Spenden zum Besten der schwer betroffenen 
Bewohnerschaft, von der Gemeindevorstehung eingeleitet, ergab die beträchtliche 
Summe von 10.678 fl. 18 kr., die hauptsächlich an die Bewohner von Traundorf, 
Weyer und Traunstein vertheilt worden ist. Der hierüber noch verbleibende Rest, 
wie auch die Schadensziffer der Gemeinde wurde, allerdings nur zum geringen 
Theile, aus Staats- und Landesmitteln gedeckt.16) 
Nun die Katastrophe vorübergezogen, glaubten wohl die meisten Bewohner, 
daß sie eine Wiederholung derselben niemals wieder erleben würden. Hieß es ja 
doch allgemein, daß solch' gewaltige Elementarereignisse kaum einmal innerhalb 
hundert Jahren sich ereignen, Noch aber waren die traurigen Sommertage des 
Jahres 1897, an denen die Stadt Gmunden die steigenden Fluten des Traunsees 
in ihre Mauern eindringen gesehen, in lebhaftester Erinnerung, noch hatten die 
finanziellen Wunden, welche jenes Hochwasser geschlagen, ihre Heilung nicht 
gefunden, und wieder brach Mitte September 1899 über Gmunden eine Hoch¬ 
wasserkatastrophe herein, welche in ihren verderblichen Wirkungen die durch ihre 
Vorgänger hervorgerufenen Schäden weit hinter sich gelassen hat. Ihre Entstehungs- 
ursache waren auch diesmal anhaltende Regengüsse. Anfänglich schien, da nach 
dreitägigem Regen sich das Gewölk lichtete, das Gebirge sich schneebedeckt zeigte 
und eine empfindlich kühle Temperatur vorherrschte, die Gefahr eines Hochwassers 
wieder in die Ferne gerückt zu sein. Da trat aber plötzlich Südwind ein, der 
Schnee in den Bergen zerfloß, und dieses Schmelzwasser in Verbindung mit er¬ 
neuerten, ununterbrochenen Regenschauern brachte die Bäche uub Flüsse zu raschem 
Steige». Infolgedessen zeigte der alte Traunflußpegel zu Gmunden am 12. Sep-
	        
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