Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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daß das Wasser die User überschritten hat und der heftige Regen ein immer 
weiteres Steigen verursachte, so daß die Situation eine immer drohendere wurde. 
In den Vorstädten Traundorf und Weher mußte bereits mit der Räumung 
lind Sicherung der am See gelegenen Häuser begonnen werden. Diese Arbeiten 
wurden die ganze Nacht über fortgesetzt und mit der Errichtung von Nothstege» 
angefangen. In der Stadt drang das Wasser bereits in die Keller der dem See 
zunächst gelegene» Häuser. Am Franz Josefs-Platze lvaren die Standplätze der 
Seefiaker unter Wasser gesetzt. Die Trannprvmenade war ebenfalls unpassirbar. 
Die Hoffnung, daß a»l folgenden Tage eine Wendung zum Besseren ein¬ 
treten werde, erwies sich als trügerisch. Am 29. Juli 6 Uhr zeigte der Traun¬ 
pegel 91 cm ober Null. Noch immer regnete es in Strömen imb ließ Arges 
befürchten. Die sogenannte „Noßbrücke" wurde abgesperrt. Der k. k. Bczirks- 
hauptmann Freiherr von Aichclb urg-Labia und Bürgermeister Kalteu- 
bruner leiteten persönlich den Sicherheitsdienst. Die freilvillige Feuerwehr erklärte 
sich in Permanenz, die k. k. Gendarmerie und die städtische Sicherheitswachc halten 
von nun an ununterbrochen Bereitschaft und die Schiffer wlirden angewiesen, 
das allenfalls am See treibende Holz aufzufangen. Das Wasser stieg fortwährend 
und setzte in Traundorf die Schiffslände und die Liuzcrstraße, sowie die Ortschaft 
Weher unter Wasser. Al» 30. Juli Früh wurden in der Stadt außer dem 
Rathhausplatze allmählich der Franz Josefs-Platz, der Schubert-Park und die 
Esplanade innndirt. 
Ueberall waren die städtischen Arbeiter beschäftigt und errichteten au den 
gefährdeten Stellen Nothstege, um den Verkehr einigermaßen zu ermöglichen. Am 
31. desselben Monats Früh glich das Jnundationsgebiet einem neuen See. Von 
den Bäumen an der Esplanade ragten nur mehr die Kronen ans dem Wasser¬ 
spiegel hervor, die Anlagen des Franz Josefs-Platzes lvaren total überschwemmt. 
Schon am Vorabende mußten sämmtliche Gewölbe am Rathhausplatze 
geräliint und die Traunbrücke Abends gesperrt werden. Der See stieg unaus¬ 
gesetzt und ergoß sich das Wasser nunmehr auch in die Kammerhvf- und Theater- 
gasse. Im Gewölbe des Gemischtivaarenhändlers Wiesauer in der Schleiß- 
Straße hatte das Wasser bereits eine Höhe von 1!/2 m, in jenem des Buchhändlers 
MänHardt am Rathhausplatz und in den Gewölben des Sparcassagebäudes 
1 m erreicht. Im gleichen Verhältnisse wurden selbstverständlich alle übrigen 
Geschäftslocale innndirt. Der Schaden, den die einzelnen Besitzer erlitten, war 
ganz bedeutend und anfänglich gar nicht berechenbar. Die See-Apotheke wurde 
ebenfalls sehr hart mitgenommen, doch gelang es, fast sämmtliche Präparate der 
Apotheke, Verbandstoffe und Specialitäten zu retten. Im Theatergebäude lvaren 
die Kanzlei, die Bibliothek, die Garderoben, ebenso die Versenkung, die letzteren 
bis zur Manneshöhe, unter Wasser. Von Seite der Direction wurde alles auf¬ 
geboten, so daß alles ausgebracht wurde. Die Garderoben für die Schauspieler 
lilußten interimsweise neben der Bühne untergebracht werden. 
Die Nothstege erwiesen sich bei dem abnormalen Wasserstande, der die Höhe 
der Jahre 1880 und 1892 überstieg, als zu niedrig und mußten erhöht werden. 
Außerdem wurde lnittels Gondeln der .Verkehr aufrecht erhalten. Um 2 Uhr Früh
	        
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