Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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landesfttrstliche Salzamt einen Beitrag leisten wolle. Ans Andringen des Letzteren 
wnrde mich das Siechenhans in Kranabeth znr Aufnahme von Jnfectionskranken 
eingerichtet und mit dem nöthigen Wartepersonale in Gestalt von vier Weibern 
versehen.") Ueber den lveiteren Verlauf ist nichts bekannt. 
„Allerlei Pestgeschrei" erhob sich anch im Jahre 1618. Die hiebei zum 
Schutze der Stadt aufgestellten Wächter waren durch sieben Wochen auf ihren 
Posten und wurden ein jeder mit 1 fl. 4 kr. Nh. ans dem Stadtkammeramte 
besoldet.") Aehnliches geschah im Sommer 1625 lind dem darauffolgenden 
Winter. Damals hatte die „abscheuliche Jnfeetiou" von Stadl bei Lambach, 
lvo sie, von Schiffleuten aus Niederösterreich eingeschleppt, besonders stark grassirte, 
auch Gmunden und das übrige Salzkammergut ergriffen. Auch der Salzamtmauu 
Pr ug gl ach er, welcher „alle dienstlichen Abloenduugsmittel" znr Abwehr der 
Seuche anwandte, und sich, um durch sein Beispiel beruhigend zn lvirkeu, mit 
Hintansetzling aller Gefahr stets in Gmunden aufhielt, hat schließlich „die Jnfeetiou 
selber an den Hals bekommen". In der Stadt wüthete die Seuche derart, daß 
man eigens zwei Leichenträger mit einem wöchentlichen Solde von je 10 -3 A hielt. 
Die an der Pest Verstorbenen begrub man nicht im Friedhofe, sondern außerhalb 
der Vorstadt Kranabeth in der sogeuauuteu „Sauweide", wie auch auf jenen noch 
innerhalb des städtischen Burgfriedens gelegenen Grundstücken, welche die nach 
Ohlstorf führende Straße durchzieht. Die letzte der daselbst befindlichen Kapellen 
hieß deshalb noch lange darnach „die Pestkapelle".") Ans dieser Zeit hat sich 
die Copie eines Passes, „Foede“ genannt, erhalten, wie mau einen solchen bei 
herrschender Epidemiegefahr von Magistratswegen auszustellen pflegte. Er hat 
folgenden Wortlaut: 
„Foede. Ich Johann Ziepel, angesetzter Stadtrichter zu Gmunden, 
thue hiemit meuiglich zu vernehmen, daß bei mir erschienen und fürkhomeu 
ist Fürweiser dieß, Mathias Lassiuger Barbierergesöll, mit (der) Audelitlmg, 
welchermaßeu er seinem Handtwerch nachzuziehen gedacht und Vorhabens 
wäre, derenthalben er eines glaublvirdigen Scheins, daß der (!) Lufft allhie 
gesandt, rain und ohne alle Snspitivn aiuiger Jnfeetiou sehe, uoltürfftig 
sein möchte, mit gehorsamen Bitten, Ihm dergleichen Kuudschafft gnädiglich 
mitzutheilen. Weilten dann — Gott seh gedankt — allhie zu erweitern 
Gmunden und «mb die Statt herumb allenthalben gesandt und guetter Llifft, 
auch von ainicher Jnfeetiou oder anderer abscheulicher Krankheiten Nichts 
gehört ivird, also habe ich ihm zu Steuer der Wahrheit diesen Schein, so mit 
meinem Petschaft verfertigt, angehändigt und zuegestellt. Actum Gmunden 
10. April anno 1628".") 
In den Jahren 1649/50 herrschte die Pest in der Pfarre Ohlstorf. Sie 
raffte daselbst gegen vierzig Personen hinweg, und starben insbesondere dem 
„Steurer zu Hiltprechtiug" alle seine Leute, sieben au der Zahl, und dem „alten 
Kainz" daselbst sechs Personen („ist ganz ausgestorben").") Nach Gmunden herein 
hat die Seuche sich damals nicht erstreckt, und auch für die nächsten Decenuieu 
fehlt jede Nachricht von dem Auftreten einer solchen. Erst im Jahre 1672 wurde
	        
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