Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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empfohlen, den bereits eingeleiteten Exercitien sich mit allem Eifer z>l 
unterziehen, wozu die hiefür bestimmten Zeiten und Saminlungsorte durch 
die Rottenführer allen werden bekannt gegeben werden. 
Hat schon die frühere Zeit ein freundliches Band um alle Klassen 
der Bevölkerung unseres Wohnortes geschlungen, so soll unsere Vereinigung 
z»>r National-Garde nur dazu beitragen, dieses Band um so fester zu 
knüpfen. 
Darum weg mit jedem Mißverständniß, jedem Zwiste unter lins, nur 
Eintracht gibt der National - Garde Stärke und sichert ihr das Gewicht des 
moralischen Eindruckes, den der eigene Wille Vieler nie verfehlt hat, ime 
unsere Zeiten beweisen. 
Mit der Begeisterung für das Vaterland, Liebe für unsern Fürsten, 
Eintracht zwischen uns und Achtung vor den Gesetzen seyen die Pflichten, 
die der National - Garde obliegen, in dem Wahlspruche vereinigt: 
Frei und getreu, einig und ehrenhaft." 
In diesen Sätzen spiegeln sich deutlich die überschwänglichen Hoffnungen 
wider, welche man damals angesichts der Morgenröthe einer besseren Zeit gehegt 
hat. Ob nun die Nationalgarde jemals dazugekommen ist, dein gedachten Zwecke 
in allen Stücken gerecht zu werden, wollen wir dahingestellt sein lassen. Sicher 
ist nur, daß dieselbe außerdem häufig auch bei verschiedenen öffentlichen Anlässen 
zu paradireu pflegte, welche dann insbesondere durch die in passenden Momenten 
abgegebenen Gewehrsalven einen militärischen Anstrich erhielten. So z. B. be¬ 
theiligte sich dieselbe alljährlich au der Frvhnleichnams - Proeession, geleitete am 
26. Juni 1848 ihren verstorbenen Kameraden, den Stadtschulmeister Alois 
Beistorfer zu Grabe, und hals am 18. August 1849 den Geburtstag des 
jugendlichen Kaisers Franz Josef I. in besonders festlicher Weise begehen.") Vom 
22. Mai 1848 an übernahin die Nationalgarde auch die Besorgung der Nacht¬ 
wachen, zu welchem Zwecke im Hause Nr. 4 der Kammerhofgasse ein Parterrelocale 
gegen einen Jahreszins von 50 fl. C. M. gemietet und als Wachtstube eingerichtet, 
diese aber später in das Rathhaus verlegt wurde.") 
Die Natioualgarde bestand aus Leuten aller Berufsclassen, u. zw. wie 
die Definition lautete, „aus den ansässigen, gewerbetreibenden und gebildeten 
Männern", wie denn z. B. der Salzoberamtmann von Plentzner und einige 
Bergräthe derselben als einfache Gardisten angehört haben. Der Beitritt erfolgte 
durch Unterzeichnung des auf dem Rathhause vom 29. bis 31. März aufliegenden 
„Programmes". Bereits in diesen Tagen erklärten 260 Mann ihren Beitritt, 
und erreichte der Mitgliederstand zu Ende Mai 1848 mit 297 Mann seinen 
Höhepunkt.") Am 2. April erfolgte die Wahl eines Commandanten, als welcher 
einstimmig Johann Kolbe, Miteigenthümer der Kammgarnspinnerei Theresien- 
thal erkoren, und welchem in der Person des k. k. Bergrathes Julius von 
H e l m s ein Stellvertreter beigegeben wurde. Im Uebrigen theilte sich die National¬ 
garde vorerst in acht Rotten von ungefähr je 30 bis 35 Mann, deren jede einem 
„Rottenführer" unterstellt ivar, und später in zwei Compagnien mit je einem
	        
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