Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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diesem Jahre unterblieb anläßlich dieser Unbilden, wie hier nebenher bemerkt 
werden soll, auch die Durchführung der Richter- und Rathswahl. 
Aehnliche Invasionen gab es auch in den beiden folgenden Jahren. Ueber sie 
ist in den Acten bloß bemerkt, daß die „depntirt gewesenen militärischen Raith- 
commissarien der desolirten und fast ganz erarmbten Statt Gmunden für die ain 
zeithero ausgestandenen Einquartierungen und fast über ihr Vermögen erlittene 
Präsliren" im Jahre 1638 eine Entschädigungssumme von 6029 fl. 3 -3 2 4 zu¬ 
gesprochen haben. Ob aber dieser Betrag, welcher gewiß nicht die wahre Schadens¬ 
ziffer zun: Ansdruck bringt, auch wirklich bezahlt ivnrde, ist nirgends ersichtlich?") 
An Stelle der Einquartierungen traten um diese Zeit häufig auch andere 
Lasten. So mußte die Stadt im Auftrage der Laudstände am 12. Juli 1634 
von jedem Hanse je einen Viertelmetzen Korn und Mehl für die kaiserlichen 
Truppen nach den Donanladstätten liefern?") 1641 wiederum wurde durch die¬ 
selbe Behörde für jedes in der Stadt befindliche Roß „zu Bestörknng der Reiterei 
und Bespannung der Artollereh" (Artillerie) eine Abgabe von 10 sl. Rh. eingehoben 
und von dieser Steuer auch die Pferde der „Beamten und Nobilitirten" nicht 
ausgenommen?") 
Rach einer etwas längeren Panse lag dann im Jänner 1644 eine Compagnie 
Reiter unter dem Obristwachtmeister Bernhardt Philipp, genannt „die Spitz¬ 
nasen", zli Glnnnden im Quartier und wurde über Bitte des Magistrates auf 
Grund eines kaiserlichen Befehles vom 7. März 1644 von hier abgeführt. Am 
20. März 1647 kam ein Theil des Regimentes Raufst zu Fuß nach Gmunden. 
Die „arme, ersaugte Bürgerschaft" empfand seine Anwesenheit „mit Schmerzen". 
Diese Soldaten befanden sich noch im Mai desselben Jahres hier?") Im Sommer 
1648 waren in Gmunden die Bouccrainö'scheu Reiter einquartiert, für deren 
Officiere zum täglichen Frühtrunk nicht genug „Wermuthwein" (Absvnth) beschafft 
iverdeu konnte?^) Eine drückende Einquartierung begann durch das im Frühling 
1649 erfolgte Einrücken einer starken Abtheilung Reiter, die zu dem Regimente 
des berühmten Generals Johann von Werth gehörte und von dem Lieutenant 
Johann Prege n st raut h befehligt wurde. Diesen lösten später ein Lieutenant 
Dinskv, dann die Rittmeister Po lenz. De Laporde und No 6 im Cvmmandv 
ab. Von diesen Soldaten hatte insbesondere auch die Grafschaft Ort stark zu 
leiden. Die Stadt Gmunden aber sah sich genöthigt, zur Deckung der schier un¬ 
erschwinglichen Einquartierungskosten ein Darlehen von 6000 sl. Rh. aufzunehmen, 
dessen Verzinsung sie noch nach Decennien beschäftigte?") Die Johann von 
Werth'schen Reiter lagen bis zum Sommer 1650 in Gmunden. Es war also 
auch hier der schon am 24. October 1648 zu Münster und Osnabrück abgeschlossene, 
sogenannte westphälische Friede noch lange nicht der Bevölkerung zugute gekommen. 
Dies hatte seinen Grund darin, daß die Schweden wegen säumiger Erfüllung der 
Friedensbedingungen Böhmen, Mähren und Schlesien noch immer besetzt hielten, 
und daher auch die kaiserlichen Truppen noch nicht entlassen werden konnten. 
Erst nachdem jene am 6. Juli 1650 endgiltig ans den genannten Gebieten ab¬ 
gezogen ivaren, erfolgte auch für die übrigen Kronländer Oesterreichs allmählich 
die heiß ersehnte Entlastung?") Daher konnte auch in Gmunden erst jetzt „der 
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