Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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die Landeshauptmannschaft unter Anderem, daß den Müllern an der Traun ihre 
Schiffe und Flöße ohne Ausnahme „von Amtswegen" entzogen und das linksseitige 
Flnßnfer von Gmunden bis nach Stadl unausgesetzt durch Berittene überwacht 
werde?") Im Salzkammergute besorgte G.Prugglacher, welcher anfänglich 
den Verordnllngen des Landeshauptmannes bezüglich der gegen die Rebellen ein¬ 
zuleitenden Schritte „nit pariren wollte, dann aber vom Kaiser dazu verhalten 
worden war, im Einvernehmen mit deui Grafen Franz KhevenHüller die 
Vertheidigungsanstalten, ohne daß dieselben übrigens auch hier zur Verwendung 
gekommen wären?') 
Die Militärlasten, welche dem Lande Oberösterreich 1632 und mit geringen 
Unterbrechungen auch in den folgenden Jahren aufgebürdet worden sind, ver¬ 
dankten ihren Ursprung der noch immer entfesselten Kriegsfurie. Wenn sich auch 
deren Greuel nicht unmittelbar auf dem Bode» unseres Landes abspielten, so 
wurde dieses, da Kaiser Ferdinand II. und sein Nachfolger Ferdinand III. 
unausgesetzt an jenem betheiligt waren, doch durch starke Einquartierungen und 
ähnliche Drangsal hart ins Mitleid gezogen. Und hiebei gieug auch die Stadt 
Gmunden nicht leer aus. Die Schutzbriefe, welche ihr die genannten Monarchen 
„zur gänzlichen Befreiung von jeder Einquartierung und allen daraus rührenden 
Kriegsbeschtvärlichkeiten der kaiserlichen und des deutschen Reichs Armada" in 
stattlicher Anzahl ausgestellt hatten,"") wurden von den einzelnen Heerführern 
niemals respectirt. Als zu Beginn des Jahres 1632 ein Theil der Truppen des 
kaiserlichen Feldherrn A. v. Wald stein (Wallen stein) in Oberösterreich die 
Winterquartiere bezog,"") wurde Gmunden mit Reiterei bedacht. In der nächsten 
Umgebung lagen mehr als 300 dieser wilden Gesellen, in der Stadt selbst 180 Mann 
sammt einem ansehnlichen Troß, dann der Befehlshaber Obrist Marchese de 
Gonzaga, der Capitänlientenant Constantin Sch esse r und der sonstige 
Stab. Alle Gegenvorstellungen des Magistrats, daß es „diesem armen Cainmer- 
gnetsstättel unmöglich sei, einer solchen gefürsteten Person und Obristen sammt 
dero untergebenen Officieren die täglich unerschwingliche Unterhaltung zu geben", 
hatten sohin nichts gefruchtet?^) 3lnf Befehl der Landstände erhielten der Oberst 
und die Officiere „wöchentlich ein hohes Deputatgeld", wofür sie sich selbst ver¬ 
pflegen mußten, ein jeder Reiter aber „neben anderen Commißspecies täglich 
1 €t> Fleisch"?") Besondere Schwierigkeit verursachte die Beschaffung der nöthigen 
Fonrage für die Pferde, obwohl auch die umliegenden Herrschaften hiezu heran¬ 
gezogen wurden. So mußte z. B. das Kloster Traunkirchen 290 Metzen Korn 
und Hafer nach Gmunden liefern?") Der Wochenmarkt aber konnte nicht alls¬ 
helfen, weil die Bauern aus begründeter Furcht vor den Reitern kein Getraide 
herbeibrachten. Die städtischen „Proviantmeister" hatten daher keine beneidens¬ 
werte Aufgabe zu lösen lind wurden überhaupt von den Soldaten „derart 
tribulirt, daß feiner mehr dieses Amt übernehmen wollte". Auch sonst trieben es 
jene sehr arg. Trotz der gewisseil Vertröstung, daß die Bürger außer den gewöhn¬ 
lichen „Servitien" nichts herzugebeil schuldig seien, mußten dieselben, wenn ste 
anders nicht Prügel bekommen und ihres „Lebens sicher sein lvvllten", ihnen 
Speis' und Trank „im höchsten Ueberstuß reicheil". Wer sich hierüber beim Obersten
	        
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