Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksals. 
wurde nämlich „fein unter der Stadt Gmunden Jurisdiction gelegenes Preuhauß 
und Gütl, der Khogl genannt", welches er nach dem Brande käuflich erworben 
und lvieder aufgebaut hatte, dilrch ein kaiserliches Privilegium vom 5. December 
1629 von aller obrigkeitlichen Jurisdiction befreit und »ebst allerlei „Immu¬ 
nitäten" auch mit dem Weinschankrechte begabt. Da ihm aber der Magistrat 
dieserwegen manche Schwierigkeiten bereitete, die insoferne von Erfolg begleitet 
lvaren, als das Privilegium nicht in Wirksamkeit trat, so siedelte Vogelfänger 
bald darauf nach Wien über, wo er um 1633 als „Langer'scher Handluugs- 
mitverwandter" (Geschüftsthcilhaber), und noch 1641 als „Hofhandelsmanu" 
thätig war.'88) 
Hier mag and; das Wahrzeichen Erwähnung finden, lvelches der Stadtrichter 
Johann Ziepet im Jahre 1628 zur Erinnerung an die Bedrängnis der Stadt 
Gmunden durch die Bauern und deren glückliche Abwehr an der Ecke seines 
Hauses (dermalen Bahnhofstraße 2) in Gestalt einer steinernen Säule errichten 
ließ. Dieselbe zeigte drei gemalte Votivbilder (der dornengckrönte Heiland, Christus 
am Kreuz, Kreuzesabnahme) und auf der vierten Seite die Widmungsworte: 
„0. A. M. D. G.189) Johannes Ziepeli, Stadtrichter zu Gmunden 1628". Die 
Säule wurde 1863 beim Neubaue des genannten Hauses entfernt, die Bilder 
aber sammt der Widmung an diesem angebracht. Erst 1869 wurde dann ein 
ähnlicher Denkstein über Beschluß der Gemeindevertretung auf Kosten des Bürger¬ 
meisters Franz Schleiß nächst dem Hause Nr. 16 am Graben ans rothem 
Ebeuseer Marmor neu errichtet, mit getreuen Copicn der obigen bildliche» Dar¬ 
stellungen aus der Leidensgeschichte des Weltcrlösers mtb der Widmnngsinschrift 
geschmückt, am 25. April 1869 kirchlich geweiht und 1890 unter Anbringung des 
gegenwärtigen Textes renovirt.'99) Dieser hat folgenden Wortlaut: „Zur Er¬ 
innerung an die Bedrängnisse der Stadt Gmunden durch den Bauernkrieg des 
Jahres 1626 und deren glückliche Abwehr ist dieses Wahrzeichen von Johann 
Ziepel, Stadtrichter, 1628 an der Ecke der Pinsdorfgasse errichtet worden. 
1863 wurde es demvlirt und 1869 über Beschluß der Gemeindevertretung an 
dieser Stelle neu gesetzt." 
Die Belagerung der Stadt Gmunden durch die Bauern hatte die Bürger¬ 
schaft, wie aus der vorstehenden.Schilderung hervorgeht, schwer geschädigt. Ins¬ 
besondere waren durch die wiederholten Brandstiftungen in der Vorstadt vor dem 
Christophsthore und deren Umgebung allein 36 Wohnhäuser und eine große Anzahl 
von Nebengebäuden mit bedeutenden Materialvorräthen (Kusholz, Reifen, fertige 
Küfel, Ruder, Seilwerk u. dgl.) in Asche gelegt worden. Der hiedurch verursachte 
Schade belief sich auf „vil tausend Gulden" und ist niemals vergütet ivordeu. 
Auch das städtische Vermögen büßte durch Beschädigung öffentlicher Gebäude, der 
Stadtmauern rc. „etliche tausend Gulden" ein. Auf einen Ersatz dieses Schadens 
verzichtete die Stadt in: Jahre 1627, da man ihr dafür seitens der Regierung 
eine nicht unbedeutende Preiserhöhung für das Knfensalz zuerkannt hatte.'9')
	        
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