Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
nach fachmännischer Schätzung die Uebcrrcste von höchstens vierhundert Menschen. 
Sie waren namentlich an der Seitenwand des Schachtes durch das Gewicht 
des mtf ihnen lastenden Materiales so fest in jene eingepreßt, daß sie nur mit 
großer Mühe gelockert werden konnten. Wie die Knochen überhaupt, waren auch 
die vorgefundenen Zähne sehr gut erhalten. Auch Milchzähue enthielten einige 
Kiefer; es hatte also auch mancher Bauernjunge hier sein Grab gefunden. Diese 
Ueberreste wurden in einer Kiste gesammelt, dieselbe aber am 15. April von 
Neugierigen erbrochen unb daraus die schönsten Zähne gestohlen. Mancher davon 
baumelt noch heute in Silber gefaßt an irgend einer Uhrkette. Außer diesen 
menschlichen Resten wurden nur noch folgende Gegenstände im Grabhügel ge¬ 
funden: In der Tiefe von 1 m ein Nagel und ein Stück Hufeisen, weiter unten 
der Stiel einer kleinen Eisenpfanne, ein Theil einer Gürtelspange, ein Paar 
Hafteln und endlich das Ende eines Lanzenschaftes, welches (45 m lang war und 
senkrecht in der Leichenschichte steckte. Diese geringe Menge von Fnndgegenständen 
läßt darauf schließen, daß die Körper vor ihrer Bestattung von aller Kleidung 
entblößt worden waren. Auf die Leicheuschichte folgte dem Niveau des um¬ 
liegenden Ackers entsprechend wieder Humuserde und endlich Schotter. Hieraus 
ergibt sich auch die Art, wie man die Gefallenen bestattete: Es wurde kein Grab 
für dieselben gegraben, sondern man legte sie einfach auf dem Acker übereinander 
und entnahm dein Boden ringsum das Deckungsmaterial. Hiebei kam naturgemäß 
zuerst der Humus desselben auf die Leichen, und aus diesen dann erst der unter 
ihm befindliche Schotter zu liegen. Der hiedurch um den Hügel herum entstandene 
Graben ist noch heute vorhanden. Doch genügte das ihm entnommene Material 
nach fachmännischem Ausspruche kaum zu einer nothdürftigen Bedeckung der Leichen 
und wurde nachträglich von anderswoher ergänzt?^) 
Nach dieser Abschweifung kehren wir wieder zur Fortsetzung unserer geschicht¬ 
lichen Darstellung zurück. Am 17. November 8 Uhr Morgens zog die verbündete 
Armada in der Richtung nach Vöcklabruck von Gmunden ab, um die begonnene 
Arbeit zu vollenden??") Diese Aufgabe wurde schneller gelöst als man erwartet 
hatte; denn der bei Gmunden errungene Sieg hatte die Kraft der aufständischen 
Bewegung bis in das Innerste erschüttert unb war sohin für bereu weiteren 
Verlaus entscheidend geworden. So kam es, daß der gewaltige Bauernaufstand 
nach den verhältnismäßig kleinen Treffen bei Vöcklabruck (18. November) und 
Wolssegg (20. November), die gleichfalls für die Bakiern unglücklich verlaufen 
sind, bereits zu Ende desselben Monates vollständig niedergeworfen war. In 
dem Kampfe bei Vöcklabruck fiel auch der Student Casparus. Er hatte an 
diesem Tage „kein Glückh gehabt, denn alsbald in der Frueh ist sein Roß 
mit ihm gefallen und hat er sich den Fließ verletzt. Im Treffen hat er sich aber 
so männlich gehalten, daß ihrer drei ;u thun gehabt, denen er auch genug zu 
schaffen gegeben". Endlich erreichte ihn am Hlmdsbachsteg, zwischen Wagrain 
und Schöndors, der Wachtmeister der Krobaten Herberstorss's, stach ihn mit 
der Lanze nieder und schnitt der Leiche ben Kopf ab. Der Rumpf lag noch acht 
Tage später im Hemde an derselben Stelle. Der Kopf aber wurde, nachdem 
man anfangs willens gewesen, ihn „zu Gmunden in der Bauernschanz'" aus-
	        
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