Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
dieser Denkstein von Johann E. Forstinger, Privat und Berfasser einer Chronik 
von Gmunden gestiftet ititb im Jahre 1863 errichtet worden." Die Rückseite zeigt 
ganz oben ein Kreuz, int Uebrigen aber eine leere Fläche. Diese war anfänglich 
mit folgenden, von dem evangelischen Senior und Pfarrer I. F. Koch in Gmunden 
verfaßten Versen bedeckt:"^) 
j Des Kaisers Regiment im Land 
Statt Herbersdorf den Baier, 
Den Glauben frei, den Bauernstand 
Von Lasten fortan freier: 
Das hat der Bauer einst begehrt, 
Und als umsonst sein Bitten, 
Verzweifelnd leider dann zum Schwert 
Gegriffen und gestritten. 
Da pfiffen hier die Kugeln scharf, 
Es sausten Sens und Klingen, 
Als Pappenheim ihn niederwarf 
In blutig heißem Ringen. 
Wohl tausend Bauern deckt der Sand; 
Der Hügel fortan grünte. 
Den Denkstein pflanzt erst dann die Hand, 
Als blutig Thun entsühnte 
Das Wort aus zweier Kaiser Mund, 
Das alten Bann gebrochen, 
Und frei den Glauben, frei den Grund 
Dem Bauer zugesprochen.. 
Dieses Gedicht war unter sechs ähnlichen desselben Verfassers von dein 
damaligen k. k. Bezirkshauptmanne Robert Ritter von Raab ausgewählt 
und mit seiner Genehmigung ans dem Denkmale angebracht worden. Trotzdem 
setzte die clericale Partei unter dem Vorgeben, daß es „eine Verherrlichung des 
Protestantismus" enthalte, seine Entfernung durch. Damit nun diese Verse nicht 
in Vergessenheit gerathen, und ihnen vielleicht eine vornrtheilsfreiere Zeit den 
ihnen zugedachten Platz wieder einräumen könne, haben wir sie hiehergesetzt. 
Ueber den Bauernhügel selbst dürften noch folgende Angaben von Interesse 
sein. Zwischen 1805 und 1810 war an der Westseite desselben ein Einschnitt 
gemacht und hiebei nebst Knochen auch ein Degen zu Tage gefördert worden. Seither 
ließ man den Hügel unberührt, bis Mitte April 1883 die Aushebung des Funda¬ 
mentes für das Denkmal vorgenommen ward. Diese Arbeiten leitete der Brunnen- 
meister Josef Karre in Gmunden. Es wurde hiebei inmitten der Hügelkuppe 
ein senkrechter Schacht im Flächenmasse von 4 m" angelegt, bis ans eine Tiefe 
von 5 m abgeteuft und das ausgehobene Material genau untersucht. Bis zur 
Tiefe von 3 m bestand dieses nur ans Schotter. Dann folgte eine braune Schichte 
von Humus, mit welcher einst die Todten unmittelbar bedeckt worden waren, und 
hierauf die eigentliche Leichenschichte. Bei deren Dnrchgrabnng entwickelte sich 
sofort ein penetranter Geruch, welcher einige Tage anhielt und die Arbeit be¬ 
trächtlich erschwerte. Als reines Verwesungsproduct zeigte sich jene bei einer 
Höhe von durchschnittlich 7— 9 cm, die nur an einer Stelle der östlichen Wand 
auf 20 cm stieg, nahezu schwarz. In der Leichenschichte steckten zahlreiche Knochen,
	        
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