Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale, 
auch von diesem Objecte aus die Soldaten stets durch Schüsse belästigten, und 
überhaupt „am Leichtesten Sturmlauffen" konnten, so ließ der Obristlieutenant 
vom Bettlerthurm aus Feuerbrände auf dessen Dachung Hinüberschleudern, die 
aber nicht zündeten. Den nämlichen „Kriegsbrauch" wendete Bechler auch au, 
um die Bauern aus den der Stadtmauer nahegelegenen Häusern zu vertreiben. 
Das Vorhaben mißglückte aber, indem der hiedurch an mehreren Stellen hervor¬ 
gerufene Brand von jenen immer wieder gelöscht wurde. Dagegen steckten die 
Bauern um 11 Uhr Nachts das Weißgärberhaus (dermalen Nr. 13 der Theater¬ 
gasse) vor dem Christophsthore in der ausgesprochenen Absicht in Brand, das 
gefräßige Element durch den eben herrschenden starken Südwestwind in die Stadt 
zu bringen, und die so entstandene Verlvirruug zum Sturme zu benützen. Beinahe 
wäre der Anschlag gelungen: Das Felier ergriff zunächst das benachbarte Lederer- 
und Schmiedhaus (Theatergasse Nr. 11 und 9), welche beiden Objecte sammt 
jenem binnen zwei Stunden bis auf den Grund uiederbraunteu. Hiebei ist es 
„auf dem See so licht gewesen, daß man Geld zählen können". Aber auch die 
Dächer des dicht an der Stadtmauer gelegenen Kufhauses, der „Fleischbänken" 
und der Schmiede in der Badgasse, des Stadtbades daselbst, der Schule und 
einiger Objecte des Rinnholzplatzes hatten, vom Flugfeuer erfaßt, bereits zu 
brennen begonnen und nur ein rasches „Aufbrechen" derselben gebot dem Feuer 
Einhalt, Die im Kufhause aufgestapelten großen Holzvorräthe im Werte von 
über 3000 fl. wollte Bechler ihrer Feuergefährlichkeit wegen in den See werfen 
lasse», gestattete aber, durch das „höchste Lamentiren der Bürgerschaft" und eine 
„große Verehrung" bewogen, daß sie durch diese „unter Beisetzung von Leib und 
Leben" anderwärts in Sicherheit gebracht wurden. Während dieser Arbeiten 
hielten die Soldaten auf den Mauern und Thürmen die Bauern, welche mit 
Sturmleitern wohl ausgerüstet waren, durch ununterbrochenes Schießen im Zaum, 
wodurch sie freilich, ohne es zu wollen, ein Schiff des Verwesers B. Fasoldt 
in Ebensee, welches Getraide und andere Lebensmittel in die Stadt bringen sollte, 
derart gefährdeten, daß es die Landung nicht wagen konnte. Die Bauern ihrerseits 
machten „an unterschiedlichen Orten" mit Schüssen und Geschrei einen solchen 
Lärm, daß die unter den Belagerten herrschende Aufregung aufs Höchste gesteigert 
wurde. Erst gegen 2 Uhr Morgens trat Ruhe ein. 
Inzwischen hatte der Hauptmann Hans Eitel am 11. November Nachts 
von Ischl aus zwei Boten aus verschiedenen Wegen an den General Pappen- 
heim mit der Bitte um schleunige Hilfe für die Stadt Gmunden geschickt. Das 
Gleiche that am folgenden Tage der Verweser B. Fasoldt in Ebensee, welcher 
an Pappenheim einen eigenen Boten „über das Gebirg" entsendete. Mochten 
nun diese oder die Abgesandten Bechler's ihr Ziel erreicht haben: Auf alle 
Fälle gab die Nachricht, daß Gmunden sich in größter Noth befinde, den Führern 
der verbündeten Heere die Richtschnur für ihr weiteres Handeln. Sie brachen 
daher am 13. November von Wels, wo sie zwei Tage früher eingetroffen waren, 
auf, hielten in Lambach Nachtstation und zogen am 14. November über Roitham 
und Laakirchennach Gmunden. Sie erreichten das Traundorf, welches die 
Bauern auf die Kunde von ihrem Anrücken inzwischen verlassen und sich auch
	        
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