Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale, 
schriftlich gewährleistet worden war, trafen die Beiden zu Pferde um 1 Uhr Nach¬ 
mittags des 6, November „in der Spitalwiesen oberhalb des Dechantstadels ans 
der Höhe", also ungefähr dort zusammen, wo sich heute der Kapellenweg mit der 
I. Tagwerker-Straße kreuzt. Dabei standen die Bauern allesammt auf ihrer 
Schanze, die Soldaten auf der Stadtmauer bereit. Das Gefolge des Capitün- 
lieuteuauts bestand ans 30 Musketieren, das des Studenten aus etwa 100 Bauern, 
hinter denen sich noch etwa 30 zu Pferde sehen ließen, und blieb ans Geheiß der 
Führer je „einen Steinwurf weit" zurück. Nach gegenseitiger Begrüßung haben 
nun diese, durch einen Zaun voneinander getrennt, „allein von allerlei Sachen 
freundlich Sprach' gehalten, obwohl die Bauern dem Gespräch auch gern zuegelost 
hätten". Unter Anderem erklärte der Student, daß er nicht nach Gmunden gezogen 
wäre, wenn nicht die Bürger seiner begehrt hätten, von denen es noch viele mit 
ihm hielten. So habe ihm einer davon bereits ein Fasse! Pulver zugesteckt und 
werde ihn auch weiter daran keinen Mangel leiden lassen. Auch werde er von 
allen Vorgängen in der Stadt stets verständigt, inxb wisse z. B. genau, daß 
Bechler heute auf dem Stadtplatz ein Hochgericht habe aufrichten lassen. Wolle 
übrigens der Obristlieutenant einen Gefangenen hängen lassen, so wolle er im 
Lager das Gleiche thun. Was weiter zwischen ihnen verhandelt wurde, ist nicht 
bekannt. Ihre Unterhaltung würzte übrigens der Inhalt einer Weinflasche, die 
ihnen Bechler, „damit's nit gar leer abgieng", nebst einigen Semmeln hinaus¬ 
geschickt hatte. „Unter währendem Trinken ist der Student zu einem Sohn 
aufgenommen worden" (offenbar tranken sie „Bruderschaft"), wobei sich noch 
herausstellte, daß ihre Heimatsorte bloß drei Meilen voneinander entfernt seien. 
Endlich sind sie „mit Handerbietung und großer Referenz ohne Unwillen voneinander 
geschieden". Des anderen Tages bekräftigten sie ihre „guete Nachbarschaft" durch 
Zusendung von allerlei Präsente», indem der Student Krebse und Wein an den 
Capitänlieutenant gelangen ließ, welche Aufmerksamkeit dieser mit einer Flasche 
Wein, einem Stück Doppeltaffet, einer großen Lachsforelle „und anderer Fasten¬ 
speis'" erwiderte. Das für die Belagerten wichtigste Ergebnis jener Verhandlung 
war indessen die Erfüllung des angestrebten Zweckes, indein es nun vorläufig 
wirklich „mit Brennen und Schießen unter den Bauern still worden ist"."«) 
Die Kriegsmacht, von der sich Obristlieutenant Bechler den Entsatz der 
Stadt Gmunden erhoffte, bestand aus den vereinigten kaiserlichen und kurbairischen 
Truppen unter Oberst Lvbl und General Pappen heim. Dieser war bereits 
am 4. November, nachdem er sich in Altenfelden mit den Kaiserlichen vereinigt 
hatte, mit seinem Volke in Linz eingetroffen, wo er demselben drei Tage Erholung 
gönnte. Inzwischen zog man aus verschiedenen Besatzungen im Traunviertel alle 
entbehrliche Mannschaft heran, so daß die Gesamintstärke des verbündeten Heeres 
ungefähr 8000 Mann betragen haben dürfte."?) Bereits am 6. November hatte 
nun Bechler die — allerdings irrige — Nachricht erhalten, „daß der längst 
vertröste Succurs nunmehr am Heraufmarschiren" (fei), und in Lambach oder 
Schwanenstadt schon Quartier gemacht habe."«) Gleichzeitig hatte ihm der kaiser¬ 
liche Oberst Löbl ein Gutachten abverlangt, welchen Weg das Heer der Ver¬ 
bündeten zum Entsätze von Gmunden am besten einschlagen solle. Hierauf sprach
	        
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