Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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reiters zu todte», und noch gegen 10 Uhr Nachts wurden zwischen den Gegnern 
zahlreiche Schüsse gewechselt, während die Bauern „in der Pinsdorfgassen" (Bahn¬ 
hofstraße) ein Haus niederbrannten. Die gegenseitige Beschießung hielt auch in 
den nächsten Tagen an. Dabei tvar die Stadt von Traundorf ans noch immer 
zugänglich, weshalb es noch am 27. Oetobcr und 3. November möglich war, den 
Wochenmarkt abzuhalten. An dem letzteren Tage wurden ungefähr 13 Muth 
(390 Metzen) Getraide hereingebracht, und das Korn um 2 fl. bis l 7 ß, der Waizen 
um 23 — 24 /3 4 per Metzen verkauft. Diese Getraidebauer» nahmen als Rückfracht 
wie üblich Salz mit sich fort, es tvnrden aber, als sie heimkehrten, ihrer fünfzehn 
in der Gschwandt von den Rebellen überfallen und sammt ihreil Fuhrwerken bei 
der Bruckmühle (Ortsgemeinde Ohlstorf) über die Traun in das Lager am Kogel 
geführt. Für dieselbe Nacht kündigte der Student dem Obristlientenant Bechler 
schriftlich einen Sturm an und ließ nach eingetretener Dunkelheit thatsächlich einen 
gewaltigen Lärm schlagen, weshalb sich die gesaminte Besatzung und Bürgerschaft 
zum Empfange des Feindes auf den Mauern bereit hielt. Doch kam es mtd) 
diesmal nicht dazu, weil die Bauern wohl einige Sturmleitern, aber außer der 
schon erwähnten kleinen Kanone keine Geschütze hatten, „sonst tvär' es lengsten 
umb die Statt geschehen gewest".'^) Wohl aber thaten sie aus ihren Flinten 
gegen zweihundert Schüsse in die Stadt herein, „daß die Kugeln ans den Dächern 
gepascht haben" und viele davon am folgenden Tage gefunden wurden. Auch 
brannten sie in der Pinsdorfgasse zwei Häuser und eine Scheune ab und ver¬ 
suchten mittels brennenden „Pöchkränzen, Werch und Stroh", das sie von oben 
her auf die Dächer des Bräuhauses am See und der benachbarten Häuser 
schleuderten, diese Objeete in Brand zu stecken. Derselbe wurde aber von den 
Hausleuten rechtzeitig bemerkt und gelöscht. Am 4. November habe» die Bauern 
den Kellner des Grafen Herber st orff zu Ort in ihre Gewalt bekommen, im 
Lager in Eisen gelegt und mit dem Erhängen bedroht. Am 5. giengen sie „mit 
völliger Macht" der Besatzung zum Hohne zwischen der Vorstadt und dem Kogel 
herum, wobei sie unter „Jubel und Freuden einen Kobeltvagen mit zwei Rossen" 
mit sich führten, der ktirz zuvor eine Ladung Schießptilver in das Lager gebracht 
hatte. In dieser Beschäftigung störte es sie nicht, daß die Soldaten „stark hinauf- 
geschossen" haben. In der folgenden Nacht legten die Rebellen abermals zwei 
Häuser der Kvgelgasse (Satori-Straße) in Asche und schlugen „zu einem Schrocken", 
aber ohne zu stürmen, vier- bis fünfmal Lärm. Um diesem unleidlichen Zustande 
ein Ende zu machen lind „das schädliche Brennen solang zu verhindern, bis die 
Entsatzung sich herzuenahet", ließ es B e ch l e r geschehen, daß sein Capitänlieutenant 
mit dem Studenten in Verhandlung trete. Noch in derselben Nacht, als sich dieser 
der Stadtmauer „ziemlichermaßen" geilähert hatte, knüpfte jener mit ihm von 
einein der Thürme ans ein Gespräch an, welches fast eine Stunde währte und 
worin sie sich das Versprechen gaben, „miteinander guette Correspondenz zu halten". 
Auch verabredeten sie mit Bechler's Zustimmung zur besseren Verständigung für 
den nächsten Tag eine Zusammenkunft außerhalb der Stadt, tvelche auf halbem 
Wege zwischen dieser und dein Bauernlager unter gehöriger Bedeckung stattzufinden 
hätte. Nachdem dieses Uebereinkommen am folgenden Morgen noch gegenseitig
	        
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