Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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10. bis 18. desselben Monats vereinbart hatten. Da nämlich dieser die Bestimmung 
enthielt, daß die Bauern die von ihnen besetzten Plätze bis zum Ende der Waffeu- 
ruhe unbehelligt innehaben sollten/') so würden sie ihren Vortheil bezüglich 
Gmundens wohl kaum außer Acht gelassen und die Stadt ausgegeben haben. 
Null war aber dieselbe sicher schon a>n 13. September von kaiserlichen Truppen 
besetzt/") welche die genannten Commissäre zum Schutze des Salzkammergutes 
hieher beordert hatteii, und diese Verfügung hätte im Sinne der erwähnten 
vertragsmäßigen Bestimmung nicht vollzogen werden können, wenn sich überhaupt 
noch eine Bauernbesatzung hier aufgehalten hätte. Dafür, daß die Bauern bereits 
in der ersten Septemberwoche von Gmunden abgezogen waren, spricht übrigens 
auch die schon oben angegebene Thatsache, daß von ihnen nach deui 1. September 
aus der bürgerlichen Aufschütt kein Salz mehr entnommen worden ist. 
Da nun die Luft wieder rein war, so begab sich der Salzamtmann Prugg- 
la ch er am 15. September „mitsambt seiner Frauen und Gesindt" nach Gmunden?6) 
Seinem Beispiele folgten alsbald die iibrigeu Beamten, dann der Stadtpfarrer, 
der lateinische Schulmeister und andere Flüchtlinge/^) Die Wiederkehr friedlicher 
Zeiten schien also umsomehr völlig gesichert, als die Bauernausschüsse zu Ens am 
15. September den Eid der unbedingten Unterwerfung in die Hände der kaiser¬ 
lichen Commissäre abgelegt hatte»/6) 
Wenige Tage später aber loderte im Hausruckviertel, durch das am 18. Sep¬ 
tember erfolgte Einrücken bairischer Truppen veranlaßt, der kaum gestillte Aufruhr 
ganz unverhofft wieder zur hellen Flamme empor. Die am 19. und 20. September 
bei Neukirchen am Wald und Kornröd (unweit von Pram) stattgefundenen Kämpfe 
endeten jedesmal mit einem Siege der Bauern, und nun bezogen diese, lveil das 
Hausruckviertel vorübergehend wieder von ihren Feinden gesäubert war, an 
einigen Orten desselben kleine Säger/6) Nach Gmunden aber wagten sie sich 
dermalen wegen der dort befindlichen Soldaten nicht vor. Diese Besatzung bestand 
aus hundert Musquetieren unter dem Commando des Obristlieutenants Maxi¬ 
milian Bechler von Memmingen, „Jhro kaiserlichen Majestät Rath", 
und seines Capitünlientenants/^) Das Hauptquartier derselben befand sich in 
dem Hause ain Rathhausplatz Nr. 7. Um der ihm zugefallenen Aufgabe, die Stadt 
gegen einen etwaigen Angriff der Bauern wirksam vertheidigen zu können, gerecht 
zu werden, trachtete nun Bechler dieselbe nach Möglichkeit zu befestigen. Die 
bezüglichen Arbeiten wurden am 22. September begonnen, auf Kosten des Stadt¬ 
kammeramtes von sämmtlichen zur Verfügung stehenden Werkleuten unter Mithilfe 
der Soldaten durchgeführt, und, da man weder während der Nacht, noch an den 
Sonntagen feierte, am 17. October vollendet. Auf diese Weise verstärkte man 
die Außenseite des „oberen Thores" durch ein hölzernes Bollwerk, den „witteren 
Zwinger" durch Errichtung einer Wachthütte, das Bürgerspital durch eine Schanze, 
das Christophsthor durch ein Bollwerk mit Blockhaus und einen „Schrank- oder 
Stichgattern". Letzteres geschah auch beim Neuthor. Die von B e ch l e r beabsichtigte 
Demolirung des außerhalb des Christophsthores dicht au der Stadtinauer gelegenen 
Kuefhauses unterblieb infolge der Einsprache des kurbairischen Einnehmers. Wacht- 
hütten in Gestalt von Blockhäusern wurden weiter noch beim oberen Thor und
	        
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