Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
Voll den Gmundener Bürgern sind mit der Geschichte des Bauernaufstandes 
zwei ans das Engste verknüpft: Alexander Vogelfänger und Tobias 
Mayr. Der erstere, ein Kaufmann von Beruf, wurde am 10. Juni in den 
großen Ausschuß gewählt, welchen die Oberleitung des Bauernheeres zu Ebelsberg 
„mit landesfürstlichem Consens" aus je acht Vertretern der vier Laildesviertel 
gebildet hatte. Diesem Ausschüsse oblag die Unterhandlung mit den kaiserlichen 
Commissären, tvelche gekommen waren, die Beschwerden der Bauern zu hören. 
Vogelfänger war ein sehr eifriges Mitglied desselben und gelangte später 
auch in den aus zwölf Mitgliedern bestehenden „Engen Ausschuß". In dieser 
Eigenschaft begleitete er mit noch fünf anderen seiner Genossen den kaiserlichen 
Commissär Dr. Häffn er, niederösterreichischen Regimentsrath, am 19. Juni nach 
Wien, um dem Monarchen die Forderungen der Bauern zu unterbreiten und 
einen möglichst raschen Bescheid hierüber zu erwirken. Zl> Ähnlichen Missionen 
ließ sich Vogelfänger auch später noch öfters verwenden und begab sich z. B. 
am 26. Juli in Begleitung des Ausschußmitgliedes Haus Haus leitn er von 
Wels nach Linz, um mit den dort befindlichen Landständen zu verhandeln?") 
War Vogelfänger also diplomatisch thätig, und vermöge der ihm zugewiesenen 
Rolle bemüht, mit Hilfe seiner Genossen dem Aufstande der Bauern ohne Blut¬ 
vergießen zu einem Erfolge zu verhelfen, so wirkte Tobias Mayr als ein 
Mann des Schwertes. Seines Zeichens ein Fleischhauer, tvar er der einzige 
Gmundener Bürger, welcher, als die übrigen alle am 1. Juni heimkehrten, fortan 
bei den Bauern verblieb und im Lager der Weiberau die Stelle eines Hauptmannes 
bekleidete?') Als Kenner der heimischen Verhältnisse verwendeten ihn seine Vor¬ 
gesetzten häufig zu allerlei militärischen Verrichtungen im Salzkammergute. So 
erschien er am 7. Juni in Gmunden, um von hier aus nach Ischl zu gehen und 
die dortigen „Wachten zu visitiren und zu ordiniren"?^) Kurze Zeit darauf kam 
er abermals nach diesem Markte, um dort wie in den übrigen Salzflecken „der 
entwichenen Verräther und Feindt Güter zu sich zu nehmen" und in die Weiberau 
zu bringen?") In der zweiten Hälfte des Juli entführte er, begleitet von nahezu 
200 „rebellischen Gmundnern", von dem in Ischl vorräthigen Getraide drei Muth 
(90 Metzen) Korn?^) In ähnlichen Missionen, welche meist den Zweck hatten, 
mit den Anhängern der aufständischen Bewegung in den Salzflecken in steter 
Fühlung zu bleiben, war Tobias Mayr noch in der zweiten Hälfte des August 
thätig, wie eine Rechnung des Jschler Urfahrmeisters beweist, die mit den Worten 
beginnt: „Die siebendte Wochen des dritten Vierteljahrs mehrmals der Paurschaft 
aus dem Lager Weiberau unter dein Tobias Mayr allhero khomende Ab¬ 
gesandten von hinnen über'n See nach Gmunden geführt"?") Auf die weiteren 
Schicksale Vogelsanger's und Mayr's werden wir später zurückkommen. 
Die nach Gmunden heimgekehrten Bürger erfreuten sich nicht lange der 
Annehmlichkeiten des häuslichen Herdes. Schon am 10. Juni ließ die Ober¬ 
leitung des Weiberauer Lagers durch die in Gmunden zurückgebliebenen Bauern 
hier und in den umliegenden Pfarren bei sonstigem „Hängen, Kopfabschlagen, 
Sengeil und Brennen" das Aufgebot ergehen, uiid sollte jeder behauste Unterthan 
und jeder Inwohner init seiner besten Wehre allsogleich nach der Weiberau ziehen.
	        
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