Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksals. 
eigenem Antriebe das landesfürstliche Kaimnergut, belegten das Amtshans nicht 
mit Einquartierung und ließen auch die Salzvorräthe unangetastet?^) Ja sie 
bewilligten zu diesem Zwecke dem Landsalzzähler Seitz eine specielle „Salva 
Quai-dia“, die „an das Salz- und Mautambt geschrieben", und wenigstens noch 
lvährend der nächsten Tage eingehalten ixmrbe.23) Endlich mußten die Bürger 
zur Sache der Bauern schwören und von jedem Hause einen Mann zum Milzieheir 
stellen. Die Häuser derjenigen aber, die nicht mit ihnen hielten, wurden aus¬ 
geplündert. Auch den Salzzähler Seitz nöthigten sie zum Eintritt in ihre Reihen 
„mit dem Vermelden, er müsse auch eiu Bauer werden".2^) 
Während dieser Vorfälle in Gmunden war eine Abtheilung Bauern unter 
der Führung des „Obristen" St an gl in das „Statthalterlandl", wie sie die 
Herrschaft Ort spöttisch nannten, gezogen. Jilsbesondere sollte das dortige Schloß 
(das Seeschloß), der Lieblingsausenthalt des verhaßten Herb erst orff, dem sie 
„ohnedas die Neligioilsreformatiou und darüber erfolgte Nebellionscansiruilg zu¬ 
geschrieben", ihre Rache fühlen. Diesbezüglich singt das alte, kurz nach Beendigung 
des Bauernkrieges entstandene „Fadinger-Lied": 
Ich waiß am' Stall voll Rösser, 
Steh'n nit weit von Gmundten, 
Groß' Bixen und Lundten, 
Auch vil schönes Frawenzimmer, 
Wölken wir alles wegkführen, 
Riemandt soll uns dran irren?-') 
Auch dort hatten des Statthalters Leüte anfänglich den Widerstand vor¬ 
bereitet und sich „ans das allersürsichtigist versehen". Dennoch war der Land¬ 
gerichtsverwalter Elias Hackl, dem die Sache nicht mehr geheuer schien, bereits 
in der Nacht vom 25. zum 26. Mai sammt den übrigen Beamten unter Mitnahme 
der Urbarien und wichtigsten Acten nach Aussee geflohen. Nach ihnen hatte des 
Statthalters Gemahlin Maria Salome, welche er bei Ausbruch des Aufstandes 
in Gesellschaft der Fran des Weikhardt von Polhaim in Ort zurückgelassen, 
mit dieser und der Dienerschaft noch in letzter Stunde das Schloß verlassen. 
Wären sie geblieben, so würden sie gewiß „übel ankhumen sein".23) Denn kaum 
war das Schloß in die Hände der Bauern gefallen, so ward es „schendtlich 
verwüest' lind ausgeplündert". Sie schossen alle Fenster ein, risseil bereu Ver¬ 
gitterung wie alles sonstige Eiseil aus den Mauern, schleppten sämmtliches Rüstzeug, 
insbesondere „etlich Felierschlünd' und Bixen, Polester und Bölz', Pulver uud 
Luntenstrick' und andere Munition, so da versteckt gewesen", hiilweg, zerrissen und 
verbrannten alle vorfindlichen Papiere, und warfen eildlich brennende Pechkränze 
auf das Dach. Wäre nicht „zum Glück ein entsetzlich grobes Wetter eingefallen", 
das die Banern „endlich vertrieben und das Feuer gelescht hat", so wäre das 
Schloß der gänzlichen Zerstörung anheimgefallen.2^) 
In Altmünster hatte der Pfarrer Kaspar Mahr2^) „als ain getreuer 
Hirt seine Herd' nicht verlassen", soildern Sorge getroffen, daß die Weiber, Kinder 
luld sonstigeil wehrlosen Lelite sich zur Flucht bereit hielten, die wehrhafte Mannschaft 
aber „mit geiiuegsameu Waffen auf Notwöhr versehen" sei. Von diesen legte er 
eilte ziemliche Anzahl Schützen und mit Hellebarden Bewaffnete in das Kaplanhaus
	        
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