Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
Naubsucht versperrte Thüren ein, verjagten des Oefteren den Verkäufer aus deni 
städtischen Brothaus, warfen des Nachts aus Muthwillen die Fenster ein und 
verübten auch sonst allerlei Excesse. Um diesem Unfug zu steuern, sandte der 
Magistrat eine Deputation mit einem silbernen Trinkgeschirr an den Hauptmann 
nach Steyr und bat uni Abhilfe?") Ob dies etwas nützte, ist nicht bekannt und 
auch nicht wahrscheinlich, da dieser Officier selbst ein Blutsauger schlimmster 
Sorte gewesen ist. Er hatte einen großen Troß bei sich, der natürlich auch seinem 
Quartiergeber (C h r i st o p h Dt o s e r war wieder der Glückliche) zur Last fiel, und 
sich gleich seinem Herrn nicht mit den gewöhnlichen Portionen an „Proviant und 
Commiß" begnügte. Wollte nun jener Bürger nicht „ganz und gar ausgeraubt, 
mit Schlägen tractirt, mit Weib und Kind aus dem Hause gejagt und noch 
anderen militärischen Jnsvlentien ausgesetzt werden", so mußte er diese rohen 
Gesellen fleißig mit Essen und Trinken versehen und ihnen überdies noch „wöchentlich 
einen bestimmten baren Geldbetrag spendiren".^) Als Hauptmanu von Pin dt 
am l0. Juni 1621 endlich mit seinen Leuten von hier nach Steyr marschirte, 
ließ er es zu, daß dieselben zum Abschiede lviederuin mehrfache Plünderungen 
verübten, und traf auch bezüglich der Schulden, welche sie in bedeutender Menge 
zurückließen, kein Arrangement. Hierüber beklagte sich der Magistrat beim Statt¬ 
halter, worauf dieser zu wissen begehrte, wie hoch diese „Quartierschulden" seien, 
und auch „wasgestalten der Hauptmann in seinem Abzug und zuvor den Bürgern 
für Beschwerung erzeigt habe". Und dabei hatte es sein Bewenden.") 
Etwa vier Wochen später kam ungefähr dieselbe Truppenanzahl unter dem 
Hauptmanu Johann de Lequatra nach Gmunden in Garnison.") Mit 
diesem schloß der Magistrat am 19. August einen Vertrag, daß er ihm außer 
dem gewöhnlichen „Servis" monatlich 72 sl. Rh. geben wolle, wofür er sich selbst 
und seine Pferde verpflegen müsse. Auch verehrte man ihm zehn Thaler bar.") 
In dieser Zeit wurde die Leistungsfähigkeit der Bürgerschaft noch dadurch 
auf eine härtere Probe gestellt, daß Herb erst orff die Stadt Gmunden, was 
vordem niemals geschehen war, als Musterplatz für die anderwärts geworbenen 
Truppen bestimmte. Bereits Mitte September zogen daher, obwohl die Garnison 
noch nicht abmarschirt war, von allen Seiten solche Recruten herbei, zu deren 
Uebernahme eigens ein Hauptmanu und Fähnrich hieher beordert wurden. Die 
Leute erhielten vom Magistrate auf Befehl des Statthalters ein tägliches „Lifergeld" 
von 12 — 30 kr. oder die volle Verpflegung, und da sie allmählich auf 200 Manu 
anwuchsen, so kam dies einer täglichen Barauslage von 50 fl. Rh. gleich. Die 
bezüglichen Gegenvorstellungen des Magistrates fanden beim Statthalter kein 
Gehör. Er ernannte vielmehr den Stadtrichter zum „Quartiercommissär", als 
welcher er die neuen Ankömmlinge „nach ihren Qualitäten zu verzeichnen" und 
ihm von drei zu drei Tagen hierüber Bericht zu erstatten hatte. Das besagte 
Lifergeld sollte an den Landstenern abgerechnet oder bei der bevorstehenden 
Musterung wieder vergütet werden. Diese Musterung aber und der darauf folgende 
Abmarsch der Recruten ließ noch immer auf sich warten, weshalb die Magistrate 
von Gmunden und Vöcklabruck, woselbst ähnliche Zustände herrschten, neuerlich 
bei Herb erst orff vorstellig wurden. Dieser versprach nun, das in de» genannten
	        
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