Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

Handel und Wandel. 
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Gleichwie zu Gmunden bildeten auch iu Stadl die Schiffleute eine Bruder¬ 
schaft. Jeder von ihnen gab jährlich 12 4 „Zechgeld", oder aber, wer dies nicht 
leisten wollte, von jeder Fahrt 1 4 „wie ein Ausländer". Dieser Jahrschilling 
betrug zu Anfang des XVII. Jahrhunderts 1 ß 4. Zur Aufnahme in diese 
Zeche war ein „Einkaufgeld" von 1 fl. erforderlich. Den Jahrtag mit Gottes¬ 
dienst hielten sie stets am Sonntag vor Jacobi „bei dem Gotshaus St. Nicla 
am Stadl". 1691 errichtete man einen neuen Artikelbrief, da die bisherigen 
Satzungen der Bruderschaft nur durch mündliche Ueberlieferung bekannt timreit?6®) 
Die weitere Verfrachtung der Kttfelzillen von den vorerwähnten Ladstätten 
nach Niederösterreich tvar ein altes Vorrecht der Enser Schiffleute. Nur wenn die 
Salzfertiger drei Tage nach ihrer Ankunft in dieser Stadt keinen Naufergen bekamen, 
durften sie mit den eigenen Leuten weiterfahren. Es war deshalb jene» strenge 
untersagt, einem anderen Erwerbe nachzugehen. Erst 1547 wurde es den Fertigern 
gestattet, sich bei besonders großen Schiffsladungen der eigenen Steuerleute auch 
auf der Donau zu bedienen. Die Schiffs!ente zu Ens waren dein Mautner 
daselbst im Namen des Landesfürsten eidlich verpflichtet?®?) Sie zählten um 1700 je 
12 Naufergen und Steurer und 40 gemeine Knechte?®^) Im XVI. Jahrhunderte 
zahlte man für die Strecke Ens — Wien oder Korneuburg von einer Siebnerin 
dem Naufergen 17 ß 10 4, dem Steurer 14/3, dem Knechte 11/34; von einer 
Sechserin erhielt der Nauferg 2 <tt 4, die übrigen den vorigen Lohn. Von Ens 
nach Stein bekam von einer Siebner- oder Sechserin der Nauferg 12 /3, der 
Steurer 10/3, ein Knecht 1 €14, von einer Fünferin jeder um 2/3 4 weniger, 
und dazu die Zehrung?®') Späterhin (1601) wurden diese Löhnungen geregelt,??®) 
und 1700 betrug der Lohn für einen Naufergen von Enghagen bis Wien oder 
Korneuburg 5 fl. 22?/„ kr., für den Steurer 5 fl., einen Knecht 3 fl. 51 kr. Rh???) 
Außer diesen gewöhnlichen Löhnen gewährte auch das Gmuudener Salzamt de» 
Enser Schiffleuten ähnliche Nebenbezüge wie den übrigen Mannschaften??') Auch 
sie waren in eine Innung, die „Et. Annazeche", vereinigt. In diese Bruderschaft 
gaben die Salzfertiger zu Gmunden und in den übrigen „Flecken", wie auch die 
Stadlinger Schiffleute von allen ihren auf der Donau »au- oder gegenwürts 
geführten Schiffen ein bestimmtes Geld und ebenso „die fremden Hohenauer" 
von jedem Rosse 3 4. Umgekehrt aber spendeten die Enser Schiffleute zur Zeche 
der Stadlinger nach altem Herkonunen jährlich „etliche <tt Wachs"??®) Die Anzahl 
der Schiffleute und Flößer in Stadl beläuft sich gegenwärtig Alles in Merlans 
ungefähr 300. 
Der: Satzhandeb. 
1. Allgeineiiics. 
Von allen Zweigen der commerciellen Thätigkeit des Gmuudener Platzes 
war seit jeher der Salzhandel der wichtigste. Ihm hatte die Stadt in erster 
Linie ihr rasches Emporblühen zu verdanken, und er ist es auch geivesen, welcher 
ihr als die Seele und eigentliche Triebfeder des täglichen Verkehres Jahrhunderte
	        
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