Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

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Reltgionsgenossvnfchasten. 
lischen Seelsorger aber dennoch die gewöhnliche Stolgebühr bezahlt werden". 
Die Vornahm'e derartiger Leichenbegängnisse dnrch die eigenen Angehörigen war 
strenge untersagt und wurde an dein Veranstalter eines solchen mit Arrest, an 
jedem Theilnehmer mit einer Geldstrafe von 12 ff., im Wiederholungsfälle noch 
schärfer geafmbet?59) 
Auch ans andere Weise traf man „in diesen betrübten Zeitumständen zur 
Erhaltung und Rettung der christlichen Herde in der alleinseligmachenden Religion 
alle nur mögliche Vorsorge". So bewilligte Kaiserin Maria Theresia, daß 
jenen Pfarrern, welche zur Beförderung der Seelsorge auf eigene Kosten Kapläne 
unterhielte», die für diese ansgeniessene Congrua aus Landesmitteln vergütet 
werden solle?«») Weiter ergieng am 7. August 1752 seitens des bischöflichen 
Ordinariates an den Stadtpfarrer von Gmunden die Weisung, daß er 
namentlich zur Winterszeit die Speisgänge und Kindstaufen in den entlegenen 
Theilen der Filiale Ohlstorf unbeschadet seiner pfarrherrlichen Rechte und 
-Gebühren dem Beneficiaten daselbst auszuführen überlassen solle, damit nicht jene 
„Schäflein wegen der weiten Entfernung von Gmunden Gefahr laufen, ohne 
Sacramente dahinzusterben".«« I Auch die Christenlehren für Alt und Jung 
wurden später durch die Verfügung vermehrt, daß die Missionäre solche Glaubens¬ 
übungen auch im Winter und nicht mehr in der Kirche allein, sondern abwechselnd 
in entlegeneren Gehöften abhalten sollten.««") Endlich bediente man sich zur 
Förderung des Missionswerkes auch des gedruckten Wortes. So kamen um diese 
Zeit vom kaiserlichen Hofe an das Collegium Soc. Jesu in Linz einige Hundert 
katholische Bücher, wovon auch der Stadtpfarrer in Gmunden eine bestimmte 
Anzahl zur Vertheilung an die lutherischen Bauern erhielt?««) Eine große Menge 
solcher „Missionsgeschenke", u. zw. i960 Gebetbücher, Katechismen u. dgl., dann 
9000 „Gesänge und Gebete", 831 „geistliche Taferl" und 64 messingene Crucifixe 
gelangten auch im folgenden Jahre an den Missions-Superior von Gmunden, ohne 
daß damit die Reihe solcher Sendungen ihren Abschluß gefunden hätte.«««) Dafür 
tvar man umsomehr bemüht, den Zufluß der seelischen Bücher ganz zu unterbinde». 
Schon im Herbste 1752 hatte deshalb ein kaiserliches Patent ans jeden Bücher¬ 
schmuggler eine „Taglia" von 24 fl. Rh. ausgesetzt. Diesen Preis erhöhte man, 
durch den günstigen Erfolg dieser Methode ermuntert, im December desselben 
Jahres auf 50 fl., wovon die eine Hälfte dem Denuncianten, die andere dein 
Einbringer für dcn Fall bezahlt werden sollte, daß der Ergriffene seines Delictes 
geständig oder doch überwiesen worden sei.«««) 
Zur Bekämpfung des Protestantismus in Oberösterreich war sohin ein ganz 
bedeutender Apparat aufgeboten worden. Derselbe mochte den geistlichen und 
weltlichen Behörden um so nothwendiger erscheinen, als die einmal in Fluß ge¬ 
rathene Glaubensbewegung noch keineswegs einen Stillstand erkennen ließ. Was 
zunächst die Pfarre Gmunden betrifft, so erklärten sich in deren Filiale Ohl¬ 
storf außer den bereits oben Genannten noch viele Andere offen als lutherisch. 
Als solche kannte man daselbst zu Anfang Mai 1752: 252 Personen beiderlei 
Geschlechtes, die im Juni einen weiteren Zuwachs von 58, ». zw. solcher Leute 
erhielten, welche noch die letzte Osterbeicht nach katholischem Ritus abgelegt hatten?««)
	        
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