Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

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Neligionsgenoss ens chaften. 
angaben, nur das Eine von der Susanna Kollerin erhalten, die -andern aber 
schon lange Jahre hindurch im Hause gehabt zu haben, ohne zu wissen, daß sie 
unrechte seien. Im klebrigen bestanden sie alle ziemlich gut das mit ihnen ange¬ 
stellte Religionsexamen, und wurden nach entsprechender Ermahnung entlassen?"") 
Dieses Vorgehen trug dem Stadtpfarrer eine Belobung seitens des geistlichen 
Oberhirten iu Passau, Joses Domini c u s Cardinal von Lamberg ein, der 
zugleich die Erwartung aussprach, daß mau jene Leute auch ferner im Auge 
behalten Werder303) 
Zur gänzlichen Ausrottung des „vom Seelenfeind gesäeten Unkrauts" beorderte 
der Cardinal den Jesuiten ?. Ignaz Hein als Missionär von Steyr nach 
Kirchham, und trug gemeinsam mit der Landesregierung in Linz, der „Repräsen¬ 
tation und Kammer", dem Abte Alexander von Kremsmünster die Untersuchung 
seiner Pfarren „in puncto religionis“ auf. Zugleich wies jene weltliche Behörde 
sämmtliche Grundobrigkeiten an, ihre der Ketzerei verdächtigen Unterthanen an 
einem bestimmten Tage nach Kremsmünster zu überstellen, wo sich dieselben vor 
dem Prälaten ihres Glaubens wegen zu rechtfertigen hätten. An diesem Examen 
sollte sich über Allstrag des bischöflichen Ordinariates auch der Stadtpfarrer von 
Gmunden mit dem vorgenannten Missionär imb der Vicar von Kirchham be¬ 
theiligen, die Anhänger „der verdammten Lehr' mit aller SanftlNllth und lieb¬ 
reichen Worten" befragen und ihnen vorhalten, ivas ihre Voreltern „von vielen 
Jahrhunderten vor Ankunft des Luther zu ihrem Seelenheil in der Kirche Gottes 
geglaubt haben". Auch seien sie zu ermahnen, ihre „mit dem schädlichen Gifte 
des Jrrthumb's angefüllten Bücher" ihren Seelsorgern zu übergeben, und dafür 
andere in Empfang zu nehmen. Wer von ihnen bezüglich der katholischen Religion 
ein Bedenken hätte, den solle er „mit aller Geduld auf die rechte Straßen leiten", 
die Namen der Halsstärrigen aber nach Passau berichten. In gleicher Weise habe 
der Stadtpfarrer auch in Laakirchen, und gegebenen Falles in Ohlstorf 
vorzugehen.3") 
Das ursprünglich auf deu 30. November anberaumte Verhör wlirde, da 
mehrere der Vorgeladenen einen Aufschub zu erlangen strebten,""") am 13. De¬ 
cember in der Abtei zu Kremsmünster abgehalten. Hiebei erschienen aber von den 
oben angeführten „notorischen Lutheranern" nur Andreas und Hans Feichten¬ 
berger, dann Wolf Paumgartinger und Johann Oellinger. Vvn den übrigen 
wurden dann im Stadtpsarrhofe zu Gmunden am 21. und 22. December Martin 
Feichtenberger, Margaretha Paumgartinger, Maria Feichtenberger (tue Glatz- 
müllerin), Georg Feichtenberger, Maria Feichtenberger (die Loidlmüllerin) und 
Johann Oellinger jun., der Rest aber in der Zeit vom 29. December 1751 bis 
4. Jänner 1762 ins Gebet genommen. Der letzte war Wolf Paumgartinger von 
der Lucasleithen, welcher die Vorladung kaum erwarten konnte und sic dadurch 
beschleunigte, daß er sich im Wirtshaus „zum eisernen Gattern" offen als 
lutherisch bekannte, die Katholischen lästerte und höhnisch fragte, warum ihn denn 
die Pfaffen nicht auch verhören wollen. Das Ergebnis jenes eindringlichen Examens, 
bei welchem dein biederen Landvolke sein Mutterwitz behufs Abweisung verfänglicher 
Fragen trefflich zu statten kam, tvar bei allen Jnculpaten das nämliche. Einzelne
	        
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