Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

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Relrgionsgenosfenschaften. 
was seit vierzig Jahren nicht mehr geschehen war. In ähnlicher Weise besetzten 
sie am 19. Jänner die Pfarre Münster mit einem katholischen Priester?") 
Der Stadtmagistrat aber zeigte sich auch weiterhin gefügig, indem er am 
21. Jänner die Erklärung abgab, daß die Bürgerschaft nun mit dem evangelischen 
Exercitium Stillstand halten und keinen Predicanten ohne Bewilligung in der 
Stadt aufnehmen, auch dem neuen Pfarrer in der Verrichtung des katholischen 
Gottesdienstes, wie in der Aufnahme eines Schulmeisters, Organisten, Cantors 
und Meßners kein Hindernis in den Weg legen und ihm allen gebührende» 
Schutz ertheilen wolle?') 
Die Einstellung des evangelischen Religionsexercitiuncs vollzog sich also in 
Gmunden ohne Gewaltanwendung. Ein etwa beabsichtigter, bewaffneter Widerstand 
der Bürgerschaft wäre auch im Hinblicke auf die starke militärische Begleitung 
der Cvmmissüre ganz ohne Aussicht auf Erfolg gewesen. Aber mehr noch als die 
respectvolle Scher« vor derselben hatte den Commissären ihre, wie sich zeigen rvird, 
heuchlerische Erklärung geholfen: „Sie seien vom Kaiser beauftragt, nicht die 
Getvissen, sondern nur die Kirchen zrr reformiren; wer in die Pfarrkirche nicht 
gehen tvolle, möge sich eine andere suchen.""") 
Ans der vbenangeführten Verantwortung des Stadtmagistrates hatten die 
Conimissäre die allerdings zutreffende Anscharrung gewonnen, daß die landesfürstlichen 
Salzamtlente nicht wenig zur Unterstützung der evangelischen Confessivn beigetragen 
hatten. Sie luden dieselben daher am 20. Jänner vor sich, erinnerten sie an die vom 
Kaiser befohlene Reformatiorr der Kirchen und begehrten zu wissen, mit welchem 
Rechte sie zntvider der uralten kaiserlichen Stiftung anstatt eines katholischen 
Fronamters einen evangelischen Predicanten bei der Stadtpfarrkirche bestellt hätten, 
ob dies irr ihrer Instruction enthalten sei, oder tver es ihnen sonst befohlen habe. 
Auch wurden sie gefragt, warum sie gegen das Vorrecht des Frauenklosters 
Traunkirchen die demselben untergebenen Pfarren des oberen Kammergntes 
(Ischl, Lanffe», Golfern, Hallstatt) ganz tvillkürlich mit evangelischen Predigern 
besetzt hätte». Hierauf antwortete der Salzamtman» Christoph Hayden im 
Namen der klebrigen, daß sie ihrerseits in diesen Dingen keine Neuerling vor¬ 
genommen, sondern den Stadtpredicanten schon bei ihrem Dienstesantritte vor¬ 
gefunden hätten. Der ihm al>s dem Salzamte gereichte Jahresgehalt wäre bei 
der Verrechnung von der niederösterreichischen Kammer stets anstandslos passirt 
worden. Die hie und da freigewordenen Pfarrerposten im Kammergute habe er 
allerdings tvieder, jedoch immer nur im Einvernehmen mit seinen Beamten besetzt. 
Nun aber behaupteten diese fest, von dieser Sache nie etwas gewußt und sich auch 
derselben niemals angenommen zu haben, so daß der Salzamtmann „übel be¬ 
bestanden" und deshalb von de» Commissären einen scharfen Verweis erhielt?") 
Am selben Tage fanden sich auch die Ausschüsse der oberen Salzflecken, welche 
von den Cominissären gleich nach ihrer Ankunft vorgeladen worden waren, in 
Gmunden ein."') Man eröffnete ihnen, daß nun auch in ihren Ortschaften die 
Gegenreformation vorgenommen tverde, und forderte ihnen einen Revers ab, daß 
sie bis aus Weiteres die Ausübung der evangelischen Religion einstellen werden. 
Diese Ausschüsse aber überreichten de» Cominissären eine an den Kaiser gerichtete
	        
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