Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Armenwesen. 
durch Sammlung freiwilliger Spenden, auf die sie wie auf eilten Beitrag der 
städtischen Sparcassa noch heute ausschließlich angewiesen ist, begründet. Die 
Anstalt war anfänglich im St. Marienwaisenstifte, daun in der Kinderbewahr¬ 
anstalt untergebracht und besitzt dermalen im Erdgeschosse des Greiseuheims 
eine eigene Küche und Speiseraum. Die Schulkinder, deren täglich etwa 270, 
und außerdem noch 30 Kinder in der Bewahranstalt betheilt werden, erhalten 
eine kräftige Mittagssuppe in reichlicher Menge, dazu ein Stück Brot, und einmal 
in der Woche anstatt des letzteren ein Stück Mehlspeise. Die Zahl der verab¬ 
reichten Suppenportionen beträgt jeden Winter gegen 30.000, die Auslagen 
schwanken zwischen 1000 und II00 fl. Die Betheilung erfolgt durch die Mit¬ 
glieder eines Damencomitos, welches durch eine Reihe von Jahren von Frau 
Dr. Marie Feurstein geleitet wurde, und an dessen Spitze dermalen Frau 
Dr. Mathilde Beistorfer, Advocatensgattin, steht. 
Die Suppenaustalt wurde 1888 von dem Privaten Ludwig Karth in 
Gmunden mit einem Legate von 100 fl., und 1896 von Frau Henriette 
Klusemann, Villabesitzerin daselbst, mit einem solchen von 500 fl. be¬ 
dacht?«») 
An dieser Stelle dürfen ferner jene zahlreichen und ausgiebigen milden Gaben 
nicht übergangen werden, welche alljährlich Se. Majestät der Kaiser Franz Josef I. 
und Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth, Ihre kaiserliche Hoheit Erzherzogin 
Marie Antoinette Großherzogiu von Toscana, Se. königliche Hoheit 
Herzog Philipp von Württemberg, Ihre Majestät die Königin Marie 
von Hannover, Se. königliche Hoheit der Herzog Ernst August von 
Cumberland, Ihre königliche Hoheit Prinzeß Mary von Hannover, 
Herr Victor Maria Edler von Milborn, k. u. k. Truchseß und königlich 
ungarischer Hofsecretär, Herr Victor Ritter von Miller zu Aich holz 
und eine Reihe anderer, den besten Bevölkerungskreisen von Gmunden ange- 
höriger Personen den Armen dieser Stadt zu Handen ihrer Vorstehung widmen. 
Ebendahin pflegen auch die Reinerträgnisse aller jener Vergnügungen zu 
fließen, die seit vielen Jahren zu Wohlthätigkeitszwecken veranstaltet worden 
sind, deren Reigen, soviel uns bekannt ist, anfangs der Vierzigerjahre mit 
den vom Besitzer des Gasthofes „zum goldenen Schiff", Franz Tisch, und 
den vom k. k. Salinenphysicns und Bergrathe Dr. I. Kli einst ein 1848, 1851, 
1856 arrangirten „Armenbällen" eingeleitet wurde, und bis in die neueste Zeit 
in Gestalt von Concerten, Liedertafeln, Theatervorstellungen, Tanzkränzchen, 
Carnevals- und Saisvnfesten großen Stiles rc. eine würdige Fortsetzung erfahren 
hat. Möge diese zum Wohle der Armen niemals ein Ende finden! 
Die zuletzt angeführten humanitären Spenden und Reinerträgnisse der 
privaten Wohlthätigkeit gewähren der Gemeindevorstehung die Mittel, für ihre 
Armen noch besser zu sorgen als ihr dies aus de» öffentlichen Fonds allein 
möglich wäre. Die Verwendung dieser außerordentlichen Hilfsquellen geschieht 
allmonatlich im Wege der sogenannten „Privat bet Heilung", bei welcher 
Betrüge von 1 — 3 Gulden jedem einzelnen Armen aus die Hand gegeben 
werden.
	        
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