Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Dte Stadtbehörde. 
Während die eine Ecke des Rathhauses vom ersten Stockwerke an einen 
runden Erkerbau aufweist, fehlt ein solcher an der dem Traunsee zugekehrten Seite. 
Dort war das Gebätide einst von dessen Wellen bespült, und gegen deren allzu¬ 
heftigen Anprall dllrch ein „Werch" aus „Quaderstucken" geschützt.7) Auf dem 
Dache trug das Haus noch im vorigen Jahrhunderte zwei kleine bauchige 
Thürmchen mit je einem Blechknauf; die Holzdachung derselben war roth an¬ 
gestrichen. 
Im Giebelfache des Mittelbaues, oberhalb der Uhr, ist in farbiger Darstellung 
der österreichische Doppeladler, zu beiden Seiten der österreichische Bindenschild 
und das Wappen des Landes ob der Ens, darunter das „Auge Gottes", und 
in dem Felde zwischen dem zweiten und dritten Stocke das Stadtwappen angebracht. 
Oberhalb der Eingangspforte findet sich der sinnige Spruch: 
„Wer ain Sach' mit Unrecht fanget an. 
Gar selten sie mit Recht vollenden kann." 
und daneben die Jahreszahl 1756. Die Fenster des Rathhauses waren in früherer 
Zeit, wie auch die der übrigen Stadthäuser mit kleinen, in Blei gefaßten Scheiben 
verschlossen, was dem ganzen Bail ein eigenthümliches Gepräge gegeben haben 
muß. Er barg in seinem dein See zugewendeten Parterregeschosse ein Salzmagazin, 
die „bürgerliche Aufschütt", 1880 in ein Caföhaus umgewandelt. Der andere 
Theil, jetzt das Geschüftslocale der E. Mänhardt'scheu Buchhandlung, diente bis 
zum Jahre 1850 als Magistratskanzlei. Gegenwärtig ist die Gemeindekanzlei im 
ersten Stocke untergebracht. Sie besitzt einen alten, 1887 aufgedeckten und 
renovirten Holzplafond, den eine steinerne Säule mit der Jahreszahl 1761 auf 
der einen und einer Darstellung des ältesten Stadtwappens auf der anderen 
Seite stützt. Eine andere Steinsäule, in die Wand neben dem Eingänge in 
das Bureau des Concipisten eingelassen, trägt auf einem kleinen Schilde die 
Jahreszahl 1620. 
Im zweiten Stockwerke (auf der Seeseite) befindet sich nebst einer Garderobe 
der große Sitzungssaal mit einem nebenan gelegenen Berathungszimmer, das in 
neuester Zeit auch als Bureau des Bürgermeisters dient, und über diesem im 
dritten Stocke die Kanzlei des Stadtbauamtes. Diese Localitäten wurden sammt 
dem decorativ hübsch ausgestatteten Stiegenhause durch gänzliche Demolirung und 
Umbau des betreffenden Gebäudetractes in seinem oberen Theile 1895/96 nach 
den Plänen des Stadtbaumeisters Bruno Heisig geschaffen. Die Eingangsthüre 
zu den genannten Räumen ziert nebst der Jahreszahl 1755 der Vers: 
„Eigener Nutz und Junger Naht, 
Troia und Rom zerstöret hat, 
Gmündten hütt Sih vor disen Badt." 
Der geräumige Sitzungssaal reicht durch zwei Stockwerke, besitzt eine 
Gallerte und einen prächtigen, in deutscher Renaissance gehaltenen Holzplafond, 
in dessen Mitte zwischen den Trägern kunstvoller Gasluster das Stadtwappen 
prangt. Diesein Schmucke, tvelchen durchwegs das einheimische Kunstgewerbes)
	        
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