Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

In Wehr' und Waffen. 
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den Personen nicht ganz genau bekannt waren, das Oeffnen der Thore zur Nacht¬ 
zeit gänzlich zu unterbleiben?") 
Vorstehende Bestimmungen wurden allerdings schon im X VI s. Jahrhunderte 
bedeutend gemildert, und namentlich die vorherige Anzeigepsticht gegenüber den 
landcsfnrstlichc» Amtleuten bedeutend eingeschränkt?'') 
Die Stadtthore wurden allabendlich zu einer gewissen Stunde geschlossen, so 
im September mit 8 Uhr, im Winter um 7 Uhr, im Juni um 9 Uhr Abends. 
Das Traunthvr wurde um 7 Uhr Abends zugesperrt und barste nach 10 Uhr 
„außer hochwichtige» Ursachen oder wegen Kranken und Kindelbetterinnen" gar 
niemandem mehr geöffnet lvcrden. Das „Thürl unter dem Spital" wurde, nach 
einer Magistratlichen Verfügung des Jahres 1673, im Winter um 5 Uhr Abends 
gesperrt, um 5 Uhr Morgens geöffnet.24) Für das obere Thor bestand seit 1524 
durch lange Zeit die Verpflichtung, dasselbe das ganze Jahr hindurch des Morgens 
um 7 Uhr zu öffnen und Nachmittags 4 Uhr wieder zu schließen; an Sonn- und 
Feiertagen durfte dasselbe gar nur von 12 Uhr Mittags an offen stehen."'') 
Wie der Christophs- und Traunthorthurm den beiden Wasserzählern, so waren 
die übrigen Stadtthnrme der Obhut der „Thnrner" (Thürmer) anvertraut und 
soweit dies ihre Räumlichkeiten zuließe», auch von ihnen bewohnt. So hauste um 
1590 auf deinJakobsthurmeder„Stadtlhurnermcister" Nic odemus Pe ronensis 
und nach ihm 1593 Adam Scher, von denen jeder drei Gesellen hatte, die sich 
mit ihm in die Thurmwachen theilten. Der letztere bezog aus dem Stadtkammcr- 
amte jährlich 78 fl. Rh., ein Holzgeld von 9 fl. 4 ß c) und 8 Metzen Korn. 
Sein Nachfolger war ein gewisser Hans Sieger, dem man den gleichen Jahres¬ 
gehalt, dann 5 fl. „Widtgeld" und anstatt der 8 Metzen Korn 12 fl. bezahlte. 
Uebcrdies bekam er sammt seinen Gesellen alle ztvei Jahre eine neue Kleidung, 
was 1603 insgesammt 40 fl. und 11 fl. Macherlohn kostete?") 
Neben diesen vorbeschriebenen Schutzvorkehrungen bildete in früherer Zeit 
auch der schon erwähnte Edelsitz, die „Gr neb" nach einem Zeugnisse des XV I.Jahr¬ 
hunderts „zur Beschützung der Stadt nit ain' klaine Wehr"?') Hiezu wurde der¬ 
selbe insbesondere durch seine dominirende Lage unmittelbar an der Ringmauer 
wie auch durch den schon oben angedeuteten Umstand befähigt, daß er auf alle» Seiten 
(mit Mauern und Graben) „umschlossen", und sohin nicht nur gegen außen, 
sondern auch gegen die Stadt zu gut befestigt gewesen ist. So war wohl die 
„Grueb" in Zeiten der Gefahr ein fester Vertheidigungspunkt und vielleicht als letzte 
Zufluchtsstätte ausersehen. Darum wurde noch 1666 die contractliche Bestimmung 
getroffen, daß dieses Haus, „weil es zu zivei Seilen an der Stadtmauer gelegen 
und selbst als ein' Schutzwehr dienet", gegen jene hin immer wohl verschlossen 
gehalten tverden solle, und daß im Falle einer Belagerung der städtischen Mann¬ 
schaft jederzeit der Durchpaß zu derselben vom Eigenthümer gestattet werden müsse. 
Und als man 1684, da sich die Grueb mit der unterhalb gelegenen Kößlmühle in 
der Hand eines Besitzers befand, an der Thalseite des erstgenannten Gebäudes 
eine (noch heute existirende) Thüre nebst einer Stiege anbrachte, wurde dies vom 
Magistrale nur unter der Bedingung gestaltet, daß jene im Kriegsfälle wieder 
zugemauert werde?") 
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