Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Topographie. 
Errichtung des Kapuzinerklosters (1636) erkauften Häuser geschaffen.-') Der Aus¬ 
druck „im Gaffel" für den von der Traunbrücke zwischen den Häusern dir. 12 
und 14 direct zum Seeufer führenden engen Weg (heute „Schiffslände" genannt) 
kommt schon im XVII. Jahrhunderte vor; nur war damals der bezeichnete Eingang 
durch ein „Stiegel" abgeschlossen.22) Die Fortsetzung des „Gassels" etwa bis zum 
heutigen Seebahnhose hin, hieß „unter den Fischern", indem sich dort die zur 
Herrschaft Ort zinspflichtigen Fischer angesiedelt hatten, und ihre Häuser noch in 
den ersten Decennien unseres Jahrhunderts die Namen „Hoffischer"-, „Fischer- 
kaspar"- und „Fischernantlhaus" (Schiffslände Nr. 7, 8, 14) aufweisen. Die Gegend 
darüber hinaus hieß „am Kalch" oder „an der Segenbreit", wo gleichfalls mehrere 
Fischer hausten, auf den Häusern Nr. 9 (noch heute) und 24 der Weyerstraße.") 
Die erstere Bezeichnung, von der Bestimmung jenes Ufertheiles als Landungsplatz 
für Baumaterialien stammend, war noch vor siebzig Jahreil üblich. Der Name 
„Segenbreit" aber verdankt ohne Zweifel dem dort zum Trocknen vorgenommenen 
Ausbreiten der Zugnetze („Segen") seinen Ursprung. Daran reihte sich in weiterer 
Folge das Territorium der Freisitze Weyer und Roith. Der Name des letzteren, 
ursprünglich aus „Reut" hervorgegangen, der nach einer Schreibweise des 
XVI. Jahrhunderts auch in der Benennung „Silberreuth" (Schlagen dir. 16) 
enthalten ist, beutet darauf hin, daß diese Culturen einst jenem Walde abgerungen 
wurden, welcher gegenwärtig durch Wiesengelände von dem östlichen Ufer des 
Traunsees geschieden wird. Uebrigens besaßen schon im XVI. Jahrhundert 
mehrere Gmundener Bürger „Güeteln unterm Stain" (Traunstein), wovon eines 
derselben bis auf den heutigen Tag von seinem einstigen Besitzer den Haus- 
namen „Fehrermüble" beibehalten hat. 
Die Stadt Gmunden mit ihrer Vorstadt „vor dein Christophsthor" zählte im 
Jahre 1576 180 Häuser; 50 Jahre später deren 211. 1690 war diese Zahl auf 
231 gestiegen, wovon auf die innere Stadt, die öffentlichen Gebäude nicht mit- 
eingerechnet, 114 Objecte entfielen.") Hiezu die Vorstadt Traundorf mit ihren 52, 
zur Stadt gehörigen Häusern gerechnet, ergibt sich für jene Zeit eine Gesannntzahl 
von 283 Wohnhäusern, eine Anzahl, die im Jahre 1762 (mit Einbeziehung der 
übrigen in Traundorf befindlichen, jedoch anderen Herrschaften untergebenen Objecte) 
auf 329, 1805 auf 413, 1832 auf 437 gestiegen tmr.25) An diesem Wachsthume 
war die innere Stadt naturgemäß am wenigsten bctheiligt; die Vergrößerilng vollzog 
sich vielmehr fast ausschließlich in den Vorstädten, deren freier Entfaltung keine 
Ringmauer hemmend im Wege stand. 
Eine Nllmerirung der Häuser, u. zw. nach Ortschaften wurde als eine praktische 
topographische Maßregel zuerst 1771 durchgeführt. Die hiedurch geschaffenen Zahlen¬ 
reihen dienten bisher auch als „Grundbuchs-" oder „Conscriptionsnummern", wie 
für sonstige ämtliche Zwecke. Mit der Durchführung dieser Häusernumerirung 
verschwanden nicht bloß die alten „Stadtviertel", sondern auch die Eintheilung 
Gmundens in eine Stadt mit zwei Vorstädten. An deren Stelle trat die 
Theilung der einstigen „Vorstadt vor dem Christophsthore" in die fünf Ortschaften 
oder Vorstädte: Graben, Seestadt!, Lehen (mit der Ortschaft Bichl), Pinsdorf 
und Kranabeth. Die Stadt Gmunden bestand nunmehr aus der „inneren Stadt"
	        
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