Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

VIII 
Vorwort. 
Ursprung verdankte, die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung vom 18. Februar 
1884, Z. 144, und sprach hiebei den Wunsch ans, „recht bald in den Besitz dieses 
für die Stadtcvmmune so schätzbaren Werkes zu gelangen". 
Damit hatte es nun allerdings seine guten Wege. Erkannte ich doch nach 
eingehender Durchsicht des erwähnten Manuseriptes gar bald, daß dieses seinem 
Namen entsprechend bloß ans chronologisch aneinandergereihten, ihrem Inhalte 
nach bunt durcheinander gewürfelten, meist kurzen Notizen bestehe, sohin zwar ein 
mit großein Fleiße angelegtes, für die Geschichte Gmundens schätzenswertes 
Sammelwerk sei, zu dessen Drucklegung aber eine gänzliche Umarbeitung erforderlich 
wäre. Gegen eine solche aber sprach wiederum der schwerwiegende Umstand, daß 
nach dem Urtheile bewährter Fachmänner bei Anlegung der gedachten „Chronik 
von Gmunden" bei weitem nicht alle diesbezüglich vorhandenen Geschichtsquellen 
benützt und auch das ihrem Verfasser überhaupt zugänglich gewesene Material 
keineswegs in entsprechender Weise und außerdem meist ohne Quellenangabe ver¬ 
wertet worden ist. 
Mit der Herausgabe der I. Forstinger'schen „Chronik von Gmunden" hätte 
es sich also etwa wie mit dem Umbaue eines alten Hauses verhalten, welcher 
dem Besitzer trotz der unverhältnismäßig großen Mühen und Opfer in der Regel 
niemals eine wirkliche Befriedigung zu gewähren pflegt. Ich gab also diesen Plan 
vollkommen auf. Merkwürdigerweise war aber damit die Sache keineswegs 
abgethan. Ich konnte vielmehr jetzt mit dem Göthe'schen „Zauberlehrling" sagen: 
„Die ich rief, die Geister, 
Werd' ich nun nicht los." 
Der Blick in jene Aufzeichnungen hatte mich dem mir seit jeher sympathischen 
Gegenstände weit näher gebracht, als dies bisher der Fall gewesen, und so erwachte 
in mir der unwiderstehliche Drang, in Erfüllung der nun einmal übernonuueucn 
Verpflichtung vollkommen selbständig eine den Anforderungen der Gegenwart 
möglichst entsprechende, auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebaute, 
dabei aber doch gemeinverständlich verfaßte Geschichte der Stadt 
Gmunden zu schreiben. Um dieses Ziel zu erreichen, lag allerdings ein langer, 
mühseliger Weg vor mir: die Sammlung, das Studium und die Verwertung 
localgeschichtlicher Quellen. Ich betrat ihn trotz meiner durch den ärztlichen Beruf 
so überaus karg bemessenen, freien Zeit ohne Zagen und im Sinne des voran¬ 
gestellten Leitspruches mit dem ernste» Streben nach geschichtlicher Wahrheit, wie 
auch in der festen Ueberzeugung, daß ich nur auf solche Weise ein Werk zu 
schaffen vermöge, an dem sich nach Al bin Czerny's Verheißung „die Freunde 
des Vaterlandes jetzt und künftighin erfreuen können". Sohin wird es wohl 
begreiflich, wie bis zum Erscheinen des ersten Bandes ein Zeitraum von mehr 
als vierzehn Jahren verstreichen konnte. Möge das Buch wenigstens de» Beweis 
liefern, daß dies nicht ungenützt geschehen ist! 
Meine „Geschichte der Stadt Gmunden" besteht aus drei Bänden, welche 
den umfangreichen Stoff in zwei Theile gesondert enthalten. Der erste derselben 
ist mehr allgemeinen Charakters und umfaßt daher vorwiegend solche Materien, 
die strenge genommen nicht in den enggezogenen Rahmen einer Stadlgeschichte
	        
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