Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
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Anders liegen die Verhältnisse im Winter. Schon im Herbste verlieren 
die obersten Wasserschichten des Sees, der überdies noch, was besonders hervor¬ 
zuheben ist, von gewaltigen abgekühlten Massen des Traunwassers durchflutet 
wird, außerordentlich viel von ihrer Wärme durch Ausstrahlung an die kühlere 
Luft. Sie werden dadurch specifisch schwerer und sinkeil solange in die Tiefe, 
bis sie auf eine Wasserschichte von gleicher Dichte und Temperatur stoßen. Hiebei 
tritt auch eine Mischung mit der unter der erkalteten Oberfläche lagernden 
lvärmeren Wasserschichte ein. Diesem Processe des Niedersinkeirs und Mischens 
sind auch die aus geringer Tiefe an die Oberfläche steigeilden lvärmeren Wasser- 
theilchen solange unterworfen, bis die ganze Wassermasse des Sees in allen 
Tiefen die Teinperatur der größten Dichte, d. i. -j-4"0 angenommen hat. Für 
den Winter l 894/95 lvurde dieses Stadium als bereits vollständig erreicht am 
9. Jänner 1895 von Capitün Franz Zeh den nachgewiesen. — Gegen den 
Frühling hinaus beginnt dann die allmähliche Wiedererlvärmilng der Wasser- 
massen theils von oben her theils vom Grunde empor (Einfluß der Erdwärme), 
wobei der See je nach der Strenge des vorausgegangenen Winters und Nach¬ 
winters noch dlirch längere Zeit unter der Nachwirkung der stattgehabten Abkühlung 
der obersten Wasserschichten steht. 
Von dem Zeitpunkte an, in welchem die ganze Wassermasse des Gmnndeuer- 
sees die gleichmäßige Temperatur von + 40 C erreicht hat, muß das Sinken der 
zll oberst liegenden Wasserschichte bei andauernder Kälte, möglichster Windstille 
und fortgesetzter Wärmeabgabe an die kalte Llift aufhören, u. zw. deshalb, weil 
jede lveitere Abkühlung des Wassers unter + 40 C mit einem Leichterwerden 
desselben verbunden ist. Es schlvimmt jetzt das kälteste Wasser obenauf. Sinkt 
nlln weiterhin dessen Temperatur auf deu Gefrierpunkt, so kann damit die Bildung 
einer Eisdecke eintreten. Daß die eben angeführten Bedingungen hiezu bei einem 
See von solcher Ausdehnung nur feiten zutreffen, ist begreiflich. Einmal reichen 
gewöhnliche Winter nicht ans, um die Abkühlung des Wassers durch alle Schichten 
auf die Temperatur der größten Dichte (ff-4° 6) fertig zu bringen und selbst 
dann, wenn dieses geschehen ist, und eine Abkühlung an der Oberfläche bis auf 
deir Gefrierpunkt begonnen hat, genügt ein mäßiger Wind, um die Eisbildung 
wieder zunichte zu machen. Außerdem kommt für deu Gmundenersee noch die 
Forin, Lage und Tiefe seines Beckens, die Größe des Wasserquantums, die 
Menge des ihn durchflutenden Traunwassers und die zahlreichen in ihm auf¬ 
tretenden Quellen in Betracht, Nicht zu unterschätzen sind ferner auch locale 
Temperaturverhältnisse, dann die häufigen in der Richtung der Längsachse durch¬ 
fegenden Südwinde, endlich der oft auftretende, wärmere und feuchte Südwest¬ 
wind (Viechtauerwind), wogegen die zur Eisbildung gleichfalls nöthige absolute 
Windstille nur selten mehrere Tage anhält. 
Diese letztere in Verbindung mit einer anhaltenden strengen Kälte bildet 
für den Traunsee die Hauptbedingung zur Eisbedeckung, die höchstens noch dann 
eintreten kann, wenn ein starker Schneefall bei ruhiger Luft die oberste Wasser¬ 
schichte in eine breiige Btasse verwandelt und hierauf heftiger Frost folgt. Ueber- 
haupt aber geschieht nach den bis heute gemachten Erfahrungen die vollkommene
	        
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