Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

Erzherzog Johann1) berichtet: „Außer dem Altar zu St. Wolfgang rühmt sich 
Oberösterreich noch vieler anderer solcher Denkmale der mittelalterlichen Kunst, an 
welchen sich Architektur, Skulptur und Malerei in einer vielleicht nicht mehr wieder¬ 
kehrenden Weise vereinigen. In erster Linie ist des Altares zu Kefermarkt zu gedenken, 
des bedeutendsten Rivalen des Pacher’schen Werkes (zu St. Wolfgang). Diesem vielleicht 
durch Reichtum der Architektur, unerschöpflicher Phantasie und treuen Fleiß überlegen, 
aber an Bedeutsamkeit, Frömmigkeit und Vollendung der Vorstellung entschieden 
nachstehend.“ 
Oberösterreich hatte um das 15. Jhd. durchaus keinen Mangel an geschickten 
Baumeistern, Malern, Bildhauern, Bildschnitzern und Goldschmieden. ... In Enns lebten . . 
(in der 2. Hälfte des 15. Jhd.) mehrere Maler und Holzschnitzer. . . . Hans der Maler empfing 
um 1490 für ein Stefansbild zu Lohn 7 Pfund und für die Vergoldung desselben 4 un¬ 
garische Gulden; um 1440 wird in Enns ein Maler Peter erwähnt, der 4 „Flüg“ zu 
2 Engeln machte.2) Aus der großen Zahl von Neubauten ist es zweifellos sicher, daß für 
jede Kirche mindestens 1, meistens 2, 3 oder mehr Altäre bestellt wurden. Damals herrschte 
in Oberösterreich noch ausschließlich die Gotik. 
So werden im Stifte St. Florian (O.-Oe.) 1451 ein Altar zu Ehren der hl. Dorothea,3) 
1461 ein neuer Johannes Bapt.-Altar, 1477 ein Allerheiligen-Altar, 1487 ein Nothelfer- 
Altar erwähnt. Propst Caspar Vorster (1467—1481) schuf außer dem Hochaltar 9 gotische 
Altäre mit Schnitzwerk, ferner ein schönes Kreuz.4) 
Freistadt hatte urkundlich nachweisbar vor dem Brande (1506) viele gotische Altäre. 
Im nahen Wartberg o/Aist waren 3 gotische Altäre in der Pfarrkirche, 2 in der 
Wenzel-Kapelle. 
Die Stadtpfarrkirche Steyr5) — eine Miniatur des Wiener Stephans-Domes — 
wurde 1443 begonnen; 1522 ging sie der Vollendung entgegen, als ein Brand sie ein¬ 
äscherte. Dabei wurden die meisten Altäre und der sehr schöne Predigtstuhl ein Raub 
der Flammen. Der Hochaltar, „ein sehr kunstreiches und kostbares Werk“, war in der 
2. Hälfte des 15. Jhd. errichtet worden. Der Stifter des Allerheiligen-Altares ist 1498 ge¬ 
storben. Der Zwölf-Boten-(Apostel-)Altar und der Leonhard-Altar stammten aus dem Ende 
des 15. Jhd. Im ganzen hatte die Stadtpfarrkirche ca. 10 gotische Altäre. 
Die Dominikanerkirche zu Steyr wurde 1472 begonnen; auch sie hatte mehrere 
gotische Altäre. 
Die abgebrochene Traindl-Kapelle im Friedhofe bei der Stadtpfarrkirche Steyr 
hatte 5 „gezierte Altäre“. Der Stifter der Kapelle und der Altäre starb 1492. 
In der ganz nahen Pfarrkirche St. Ulrich bei Steyr wurden 1493 ebenfalls 3 Al¬ 
täre eingeweiht.6) 
An noch vorhandenen gotischen Flügelaltären und Holzfiguren in 
O.-Oe. seien angeführt: 
A. Im Mühlviertel: Kefermarkt; Allerheiligen: Madonnaum 1490; Feldkirchen a/D.: 
Pesenbach, schöner Hoch- und Seitenaltar 1499; Freistadt, Nothelfer-Altärchen (T. 30 a); 
Grünbach bei Freistadt: St. Michael in Rauhenedt, herrlicher Flügelaltar (T. 23 b); St. Leon¬ 
hard b. Freistadt, Flügelaltar 1509, zum Großteil erhalten und aufgestellt im Museum zu 
Linz (hievon Schreinfigur St. Dionys T. 30 e), wo eine sehenswerte Sammlung gotischer 
Plastiken und Malereien, meist aus Oberösterreich ist (T. 29 a); St. Oswald b. Fr., Statue 
9 Oest.-Ung. Monarchie, B. Oberöst., S. 232. — 2) Czerny 1. c. S. 60. Archiv für öst. Geschichts- 
Quell., B. 27, S. 44 f. Das Sakramentshäuschen in Lorch bei Enns hat die Jahreszahl 1480 („Christi. Kunstbl.“, 
Linz 1917, Nr. 8). — 3) Albin Czerny: Kunst und Kunstgewerbe im Stifte St. Florian, Linz 1886, Ebenhöch, 
S. 54. — 4) 1. c. S. 58. — 5) P. Florian Wimmer: Ehrenspiegel der Bürgerschaft von Steyr, Steyr 1877, 
Bruckschweiger. — 6) „Christi. Kunstbl.“, 1875, S. 6. 
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