Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

St. Stephan und Laurentius* Schräg an den Seitenwänden des Schreines stehen 
auf eigenen Halbkonsolen unter Baldachinen die beiden Leviten und Märtyrer: Stephanus 
(neben Petrus) und Laurentius1) (neben Christoph), beide 95 cm hoch, beide mit Humerale, 
Alba und Dalmatika (mit Saumfransen) bekleidet (T. 13). Diese einfach gehaltenen Figuren 
(die wie Barbara und Katharina im Giebel starken Parallelismus aufweisen), gefallen durch 
ihre jugendlich-frischen, himmlisch-reinen Gesichtszüge. Ein wehmütiger Zug liegt im 
Antlitz des Stephanus; die Steine, die in der aufgezogenen Dalmatika ruhen, geben die 
Erklärung. Laurentius hingegen, der in seiner Rechten den Rost hält, zeigt fast ein Lächeln, 
als ob er sagen möchte: eine Seite ist schon gebraten, wende mich und iß (assatum est 
jam, versa, et manduca. Antiphon zur II. Vesper, 10. Aug.). 
Putti. Zur Linken des hl. Wolfgang unten (T. 5 c) steht ein Putto (Schultertuch 
und Alba) mit gekreuzten Händen; ober ihm (T. 5 a) singt ein Engel (Schultertuch und 
Alba) zur Laute, die er auf den gehobenen rechten Fuß stützte, die Laute fehlt; die linke 
und teilweise auch die rechte Hand sind ergänzt. Zur Rechten Wolfgangs unten (T. 6 a) 
deutet der mit Schultertuch, Alba und Tunicella bekleidete Subdiakon zum Heiligen hinüber; 
der obere Putto (T. 6 d) hat mit der Linken die Alba aufgerafft, die ergänzte Rechte zeigt 
auf den hl. Bischof. Diese 4 Putti sind 39 cm hoch, der letzte rückwärts ausgehöhlt. 
Der mit der rot gesäumten Tunicella bekleidete Putto zur Linken des hl. Petrus 
unten (T. 8 b) dürfte eine Hirtenpfeife gehabt haben; drei Finger der Linken und der 
rechte Zeigefinger sind neu. ihm gegenüber ist ein mit Schultertuch und Alba bekleideter 
Flötenspieler (T. 8 c); die Flöte fehlt. Zur Rechten oben ist eine 43 cm hohe, etwas ge¬ 
drungene, bärtige Figur mit Turban (T. 8 eX die bereits Schaden gelitten hat. Die linke 
Hand und teilweise die Füße, Postament und Mantel sind ergänzt. Der rechte Zeige- und 
linke kleine Finger fehlen. Gegenüber ist ein Tänzer (T. 8 d), welcher die Alba hochgehoben 
hat und das nackte rechte Bein in Tanzstellung zeigt. Die linke Hand ist ergänzt. Die 
3 Putti sind 39 cm hoch; alle 4 Figuren sind rückwärts ausgehöhlt. 
Der fast 38 cm hohe, mit Talar, Humerale und Chorrock bekleidete Putto (T. 10 a) 
unten zur Rechten Christophs dürfte einst eine Laute oder Harfe gespielt haben, beide 
Hände sind neu; ober ihm ist ein 39 cm hoher Dudelsackpfeifer (T. 10 c) mit gewelltem 
Haar und spitzer Nase; die rechte Hand ist schadhaft. Zu den Weisen, die er aufspielt, 
tanzt sein Gegenüber (T. 11 a und b). Das schöne Gesichtchen, die nackten Partien des 
Körpers, der aufgezogene Mantel über dem bloßen Körper, die Tanzstellung seiner Füße, 
zeigen ein besonderes Eingehen des Künstlers bei dieser 38 cm hohen Figur. Die Hände 
und der rechte Vorfuß fehlen leider, 2 Zehen des linken Fußes sind neu. 
Unten zur Linken Christophs steht ein Kleriker (T. 12 b, a und c) mit Talar und 
Mantel (44 cm hoch); in den teilweise ergänzten Händen dürfte er einen Schrifttext ge¬ 
tragen haben; die Mantelfalte unter seiner linken Hand ist ergänzt. Sein Käppchen ist 
rot gefärbt. Es scheint, daß der Künstler an dieser Figur mit besonderer Freude gearbeitet 
hat. Diese 4 Statuen sind nicht ausgehöhlt. 
An den oberen Ecken des Schreines sind 2 Putti (T. 11 d und e), die als Gegen¬ 
stücke geschnitzt sind (40 cm hoch); sie weisen auf die Heiligen des Schreines hin; die 
Finger und teilweise die Hände wurden ergänzt. Zwischen den oberen Baldachin finden 
sich noch 2 Figuren in orientalischer Tracht, beide rückwärts ausgehöhlt. Die eine (zwischen 
Wolfgang und Petrus) 45 cm große, hat etwas Frauenhaftes (T. 12 d) durch ihre Kopf¬ 
bedeckung. Die andere 44 cm hohe, zwischen Wolfgang und Christoph (T. 11 c) trägt 
0 Das Museum in Linz besitzt 2 Statuen: Stephan und Laurentius (T. 25 b und c) fast 1 m hoch, 
die aus der Umgebung von Kefermarkt stammen und mit dem Hochaltar zu Kefermarkt verwandt sind. 
Ubell: Die Sammlung gotischer Holzskulpturen im Museum in Linz, Kunst und Kunsthandwerk 1912, S. 142. 
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