Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Bartolozzi gemacht hat, der aber doch mit Recht als ein Schüler der Kunst 
Stranges und Woolletts und als der Vollender ihrer Bestrebungen angesehen wird. 
Natürlich hat auch er von der Technik der Franzosen sich viel angeeignet. Man 
könnte ihn wohl Bervic an die Seite stellen. Auch bei ihm ist der Gegensatz 
zwischen der glänzenden, regelmäßig linearen Grabstichelarbeit des Fleisches und 
der Gewänder zu der freien Behandlung des in kräftiger Radierung ausgefuhrten 
Bodens und der Flintergründe auffallend. In seinen Stichen nach italienischen 
Meistern, z. B. in der h. Cäcilie nach Domenichinp und in den vier Kirchenvätern 
nach Reni ist seine Stechweise von ganz linearer Glätte und Kälte. Die ganze 
Meisterschaft seiner Technik zeigt er in den Stichen nach Gemälden englischer 
Künstler, vor allem in seinen vorzüglicheren Bildnissen. Die großen, vielfigurigen 
historischen Darstellungen sind die einzigen Gegenstände der monumentalen Kunst, 
die die Schabkunst dem Linienstich und der Radierung ganz überlassen mußte. 
Sharp hat seine Lorbeeren deshalb auch vornehmlich auf diesem Gebiete 
gesucht und gefunden. Die Belagerung von Gibraltar nach Trumbull, Alfred der 
Große, die Landung Karl II. in Dover nach B. West und andere historische 
Darstellungen von malerischer Wirkung haben wohl mehr zu seiner Berühmt 
heit beigetragen als seine künstlerisch vorzüglichen Bildnisse, die mit den ge 
schabten und punktierten Arbeiten einen harten Kampf um die Gunst des 
Publikums zu bestehen hatten. In den Bildnissen des Dr. Hunter und des 
Boulton nach Reynolds, des Robert Dundes nach Raeburn, des John Hyde nach 
Home, des Sir William Curtis nach Lawrence und anderen mehr hat Sharp vor 
allem die ganze Lebendigkeit des Ausdrucks und der Bewegungen zu bewahren 
gewußt, dann aber auch die malerische Haltung der Originale. Wenige Meister 
des Grabstichels haben das lineare System der Schraffierungen mit gleicher Frei 
heit und Beweglichkeit zur unmittelbaren Wiedergabe malerischer Formen zu 
verwenden verstanden. Die strengen Linienstecher machten ihm den Vorwurf, 
daß er sklavisch den Pinselstrichen des Malers folgte. In der Tat setzt er oft, 
besonders in der Gewandung, die Töne fleckenhaft nebeneinander wie Pinsel 
striche. Durch Zwischenlagen feiner Taillen erzielt er Effekte, die an die Rubens 
stecher erinnern und die Formen außerordentlich fein detaillieren und farbig 
beleben. Uber diese feinen Licht- und Schattentöne geht er dann mit breiten, 
wellenförmigen Taillen hinweg und sucht alles wieder zu einem einheitlichen 
Tone zusammen zu schließen. Unter den großen Linienstechern ist Sharp einer 
der vorzüglichsten und ein Meister von interessanter Eigenart.
	        
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