Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Punktiermanier zurückstehen muß, so hat er doch im XVIII. Jahrhundert einige 
Meister des Grabstichels aufzuweisen, die mit den glänzendsten Vertretern der 
französischen Technik, die ihre Lehrer und Vorbilder gewesen sind, in Wett 
streit treten können. Sir Robert Strange (1721—1792) verdankt seine Aus 
bildung als Stecher Philippe Le Bas in Paris. In der Art dieses Meisters hat er 
Wouwermans Rückkehr vom Markte gestochen. In England, wohin er im 
Jahre 1751 zurückkehrte, widmete er sich hauptsächlich der Wiedergabe von 
Gemälden italienischer Meister, Raffaels, Tizians, Correggios, Parmigianinos, 
Guercinos, Domenichinos, Dolces und besonders Guido Renis. Auch nach Van 
Dyck hat Strange einige vorzügliche Blätter gestochen, z. B. das große Bildnis 
Karls I. mit dem Herzog von Hamilton. In diesen Arbeiten nähert er sich mehr 
der linearen Strenge Willes. Auch im Lichte sucht er dem Fleische durch zarte 
Arbeit mit feinen, kurzen Strichen und Punkten einen weichen, farbigen Ton 
zu geben, um die Glätte der Linien durch die Weichheit der Flächen Verbindung 
zu mildern und sich dem malerischen Eindruck zu nähern. Die Gewänder und 
die Hintergründe behandelt er freier und kontrastreicher mit vielen Glanzlichtern 
und starkem Wechsel der Strichlagen. 
Luke Sullivan (1705—1771), der vorzügliche Stecher nach Claude 
Lorrain, Francis Vivares (1709?—1782) und William Woollett (1735 
bis 1785) sind vornehmlich als Landschaftsstecher geschätzt. In seinen eng 
lischen Parkansichten und Landschaftsbildern nach Hannan, Stubbs (Shooting), 
Wright (Fishery), Wilson (Niobe) und besonders charakteristisch in der „Soli- 
tude“ nach R. Wilson hat Woollett, der bedeutendste der drei gleichstrebenden 
Künstler, eine eigenartige englische Auffassung der Naturdarstellung zur Geltung 
gebracht. Die freie, malerisch leichte Strichführung, die in geschicktester Weise 
Ätzung mit Grabstichelarbeit verbindet, gibt den Formen eine gewisse Schärfe 
und Härte, der Atmosphäre eine kühle, oft etwas nüchterne Stimmung. Die 
Gewänder seiner Figuren behandelt er in der Art der Watteaustecher mit farbig 
schillernden Lichtern, aber in viel kälteren, härteren Tönen. Woollett hat auch 
Claude Lorrain etwas anglisiert und eine Reihe von Schweizer Ansichten ge 
stochen. Seine berühmtesten, aber nicht seine besten Werke sind der „Tod des 
Generals Wolfe“ und die „Schlacht von La Hogue“ nach Benjamin West, denen 
es etwas an Einheitlichkeit der technischen Ausführung fehlt. 
Den Höhepunkt der englischen Kupferstechkunst bezeichnet William 
Sharp (London 174b—1824), der seine Studien bei Benjamin West und bei
	        
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